Berlin, 25. Apr – Trotz gestiegener Material- und Zinskosten hat die deutsche Baubranche im Februar mehr Aufträge an Land gezogen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe wuchs inflationsbereinigt um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Januar hatte es noch einen Einbruch von 5,8 Prozent gegeben. Zu verdanken hat die Branche den Zuwachs aber allein dem Tiefbau, wozu beispielsweise der Straßenbau zählt: Hier legte der Auftragseingang im Februar um 14,6 Prozent zu. Der Hochbau – der vor allem durch den Wohnungsbau geprägt ist – erhielt dagegen 6,0 Prozent weniger Bestellungen.
„Der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrie-Verbandes, Tim-Oliver Müller, die Entwicklung. „Die explodierenden Baukosten treiben die Projekte in die Unwirtschaftlichkeit.“ Viele Projekte, die zwar genehmigt, aber mit deren Bau noch nicht begonnen wurde, würden mangels Rentabilität auf Eis gelegt. Auch der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) blickt besorgt auf die Entwicklung. „Die Katastrophe mit Ansage geht immer weiter“, sagte BFW-Präsident Dirk Salewski. Die Politik müsse aktiv werden, sonst drohten viele Arbeitsplätze im Wohnungsbau verloren zu gehen.
Insgesamt fiel der Jahresauftakt damit schwach aus: Im Januar/Februar brachen die Bestellungen um 18,2 Prozent ein im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Jahres 2022. Die Flaute im Neugeschäft schlägt mittlerweile auf den Umsatz durch. Dieser erhöhte sich im Februar zwar aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 7,1 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Inflationsbereinigt fiel der Umsatz allerdings real um 6,8 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor.
Ein Bündnis aus Mieterbund und Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden fordert von der Politik mehr Einsatz, um einen Absturz beim Wohnungsbau zu verhindern. Denn massiv gestiegene Zinsen und anhaltend hohen Baupreise sorgten dafür, dass viele private Häuslebauer den Traum vom Eigenheim derzeit nicht umsetzen könnten und auch die Immobilienbranche sich bei Neubauprojekten zurückhalte. Zudem verfehle die Ampel-Koalition ihr Ziel von 100.000 neuen Sozialwohnungen jährlich, betonte das Bündnis Wohnungsbau. Die Allianz der Verbände forderte weniger Auflagen, um Bauen wieder günstiger zu machen.
Mehr Bauaufträge im Februar – „Aber Wohnungsbau im freien Fall“
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Montech_AG auf Pixabay
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