Berlin, 24. Apr (Reuters) – Zwischen dem Axel Springer Verlag und dem ehemaligen „Bild“-Chef Julian Reichelt bahnt sich eine Schlammschlacht ab. Der Medienkonzern habe am Donnerstag eine zivilrechtliche Klage gegen Reichelt eingereicht, teilte eine Sprecherin des Arbeitsgerichts Berlin am Montag mit. Der Herausgeber von „Bild“ und „Welt“ wolle zum einen die Rückzahlung einer Abfindung von Reichelt in Millionenhöhe. Zudem sei Springer der Auffassung, Reichelt habe nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern gegen Regelungen aus dem Aufhebungsvertrag verstoßen. Deshalb fordere das Management um Konzernchef und Großaktionär Mathias Döpfner eine Vertragsstrafe in sechsstelliger Höhe, fügte die Justizsprecherin hinzu. Anfang Juni könnte es zu einem öffentlichen Gütetermin vor Gericht kommen. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.
Ein Springer-Sprecher bestätigte die Klage vor dem Arbeitsgericht und fügte hinzu, man habe zudem Strafanzeige gegen Reichelt wegen Betrugs gestellt. In Unternehmenskreisen hieß es, es gebe Beweise, dass Reichelt anderen Medien Betriebsinterna zum Springer-Verlag anbiete. Reichelts Anwalt erklärte dazu, es lägen bisher weder eine Zivilklage, noch eine Strafanzeige vor. Dass Medien darüber berichteten, noch bevor Reichelt informiert sei, „betrachten wir als entlarvenden und zugleich untauglichen Einschüchterungs- und Ablenkungsversuch“.
Nach Reuters-Information liegt die Abfindung bei ein bis zwei Millionen Euro. Reichelt war im Oktober 2021 von seinem Job entbunden worden. Nach einem Compliance-Verfahren im Frühjahr 2021 wegen des Vorwurfs des Machtmissbrauchs etwa gegenüber Frauen war er zunächst noch im Amt geblieben. Aber da er nach Ansicht des Verlags danach Privates und Berufliches nicht klar unterschied und eine Beziehung mit einer „Bild“-Mitarbeiterin hatte, trennte sich Springer vom langjährigen „Bild“-Chef. Reichelt hatte die Vorwürfe bestritten. Jüngst waren interne Mails und SMS bekannt geworden, in denen Döpfner sich abfällig etwa zu Ostdeutschen geäußert hatte, was in der Politik auf weite Kritik stieß. Döpfner hatte sich daraufhin entschuldigt. In der Branche wurde spekuliert, dass Reichelt die vertraulichen Informationen durchgestochen haben könnte. Denn einige der von der „Zeit“ veröffentlichten Inhalte kamen der Zeitung zufolge aus direkten SMS-Botschaften von Döpfner an Reichelt.
Auf die Frage, ob Reichelt selbst juristische Schritte gegen Springer – etwa wegen des Compliance-Verfahrens – einleite, erklärte sein Anwalt, man prüfe „ein zivilrechtliches und strafrechtliches Vorgehen gegen alle Beteiligten“.
Springer stellt Strafanzeige gegen Ex-Bild-Chef und will Abfindung zurück
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Jörg Steffen auf Pixabay
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