Frankfurt, 06. Apr – Der Frankfurter Flughafen rechnet für die Sommersaison mit fast so vielen Reisenden wie vor Corona – die Vorbereitungen beim Betreiber Fraport laufen auf Hochtouren. „Das Schöne ist: Wir sehen, dass Menschen fliegen wollen“, sagte Fraport-Chef Stefan Schulte der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Er rechnet für den Sommer mit einer Auslastung des Flughafens von 90 Prozent des Niveaus vor der Corona-Pandemie.
Zu Beginn der Osterferien – die erste große Reisewelle des Jahres – habe man 170.000 Passagiere pro Tag oder 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus am größten deutschen Flughafen begrüßt, sagte der Fraport-Chef. Der Betrieb sei geordnet und stabil gelaufen. „Es bleibt aber fordernd, weil wir haben auch in diesem Jahr noch Einschränkungen“, sagte Schulte. „Der osteuropäische Luftraum steht uns durch dem Russland-Krieg gegen die Ukraine nur teilweise zur Verfügung.“ Zudem müssten im Juni wegen einer ungewöhnlich umfangreichen Militärübung der Nato-Länder, Teile des deutschen Luftraums gesperrt werden. Bislang sei unklar, was genau zu erwarten sei. Daher müssten weitere Gespräche zwischen Branche und Politik geführt werden, sagte Schulte.
PERSONALMANGEL BLEIBT GROSSE HERAUSFORDERUNG
Im vergangenen Sommer hatten Personalengpässe nach der Corona-Pandemie für Chaos an den europäischen Flughäfen gesorgt. Passagiere mussten sich auf lange Wartezeiten, Verspätungen und Flugausfälle einstellen. Damit ein Flugchaos in diesem Sommer vermieden werden kann, werde vor allem eins gebraucht: Personal. „Die größte Herausforderung ist der Arbeitsmarkt, das heißt die Vollbeschäftigung“, sagte Schulte. Man schaue sich bei der Rekrutierung auf den gesamten EU-Arbeitsmarkt um. So werde aktiv nach Personal in Spanien, Süd- oder Osteuropa gesucht. In diesem Jahr wolle man 400 Stellen mit Menschen aus diesen Regionen besetzen, davon seien 250 Positionen weiterhin offen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 2500 Personen eingestellt worden, über 1000 Stellen sollen in diesem Jahr besetzt werden. Dennoch sei klar, dass dies auf Dauer nicht ausreichen werde.
„Wir werden in Deutschland in Summe in einen Arbeitskräftemangel hineinlaufen.“ Mit dem Zuwanderungsgesetz liege ein guter Ansatz auf dem Tisch, sagte Schulte. Dennoch sei die begrenzte Aufenthaltszeit zur kurzzeitigen Beschäftigung für Bürger außerhalb der EU problematisch. Dort, wo es feste Arbeitsverträge gebe – und diese wolle Fraport anbieten – müsste eine Perspektive über einen begrenzten Beschäftigungszeitraum von acht Monaten geboten werden. Nur dann würden Arbeitskräfte auch wirklich nach Deutschland kommen.
Im Februar und März hatten Streiks den Flugbetrieb an deutschen Airports weitgehend lahmgelegt. Am Frankfurter Flughafen hätten über 300.000 Passagiere nicht abfliegen können. Für den Betreiber selbst sorgten die Warnstreiks für Umsatzausfälle in Millionenhöhe. „Ob wir weitere Streiks sehen werden, hängt davon ab, ob die Schlichtung erfolgreich ist“, sagte Schulte mit Blick auf den Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst. „Da drücken wir die Daumen.“
Das Streikrecht sei ein Grundrecht und da wolle niemand ran, dennoch müsse man bei der kritischen Infrastruktur auch über Reformen nachdenken, sagte Schulte. Ein Vorschlag wäre eine im Voraus festgelegte und gemeinsame Friedenspflicht – in der Warnstreiks an Flughäfen nicht zulässig seien oder nur koordiniert stattfinden könnten. Somit könne ein kleines Unternehmen nicht länger den ganzen Flughafen lahmlegen, erläuterte Schulte.
Interview: Flughafen Frankfurt wappnet sich für den Sommer – „Es bleibt fordernd“
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von andreas160578 auf Pixabay
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