Washington/Berlin, 18. Feb (Reuters) – Die USA-Notenbank Fed stemmt sich mit aller Macht gegen die hohe Inflation und will neben der Zinswende auch den Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz angehen. Während den Finanzmärkten zumindest der Termin der Zinserhöhung mit dem 16. März bekannt ist, sind Beginn und Umfang der Bilanz-Schrumpfkur noch unklar.
Die Fed will auf den kommenden Zinssitzungen Details offenlegen. Klar ist: Sie will das in Krisenzeiten auf fast neun Billionen Dollar angeschwollene Portfolio eindampfen und dem Markt somit Liquidität entziehen. Sie wird dabei schneller und womöglich radikaler agieren als in den Jahren vor der Corona-Krise.
Commerzbank-Experte Christoph Balz verweist darauf, dass die Fed seit dem Ausbruch der Pandemie Anleihen im Volumen von vier Billionen Dollar erworben hat. Die Zukäufe werden im März enden. Erst wenn sie die ersten Stufen der an den Finanzmärkten erwarteten Serie von Zinsanhebungen gezündet hat, dürfte der Bilanzabbau folgen – voraussichtlich im Sommer: „Wir rechnen mit einem entsprechenden Beschluss auf der Mai-Sitzung, wonach die Erlöse aus auslaufenden Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert werden“, erklärt Balz.
PLAN B: PAPIERE VERKAUFEN
Damit würde die Fed zunächst eine eher schonende Variante des Abbaus wählen, bei dem die Bilanz quasi organisch abgespeckt würde. Da die Fed in der Krise jedoch nicht nur Staatsanleihen, sondern auch Hypothekenpapiere (MBS) in rauen Mengen aufgekauft hat, kommt auch ein „Plan B“ ins Spiel: Diese von mehreren Währungshütern angesprochene Variante ist aggressiver und sieht das Abstoßen von MBS-Papieren vor.
Damit könnte die Notenbank versuchen, die langfristigen Zinsen nach oben zu treiben und damit der Inflation stärker entgegenzuwirken. Viele der Währungshüter sind laut den Protokollen der jüngsten Zinssitzung der Ansicht, dass ein Abstoßen von MBS-Papieren künftig angemessen sein könnte. Wann, blieb allerdings offen. Die Kosten der Baufinanzierung steigen bereits. Doch noch wirkt der Bestand von Hypothekenpapieren in der Fed-Bilanz in Höhe von 2,7 Billionen Dollar wie eine Bremse, die einen schnelleren Anstieg der Hypothekenzinsen verhindert.
„HÄRTER AGIEREN“
Die Fed hatte die Käufe in großem Stil im Kampf gegen die Rezession im Corona-Jahr 2020 begonnen und dafür gesorgt, dass die Hypothekenzinsen zwischenzeitlich auf historische Tiefstände von unter drei Prozent sanken. Nun sind sie bereits vor der Leitzinswende auf über vier Prozent gestiegen. Einige Währungshüter sind der Meinung, dass die Fed mit dem Verkauf von MBS-Papieren den Marktkräften noch mehr ihren Lauf lassen sollte – auch weil sich der Arbeitsmarkt der Vollbeschäftigung nähert und die Inflation so hoch ist wie seit Anfang der 80er Jahre nicht mehr. Hinzu kommt, dass der Abbau der MBS über die organische Variante – also auslaufende Papiere nicht zu ersetzen – langwierig wäre.
US-Währungshüter James Bullard sieht die aggressivere Variante als Option, wenn sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet herausstellen sollte. Dann müsse auch die Fed „ein wenig härter“ agieren. Dem Sender CBS sagte der Chef des Fed-Bezirks St. Louis, er sei für einen Beginn der Schrumpfkur der Bilanz noch im zweiten Quartal. Wenn das Nicht-Ersetzen von auslaufenden Papieren nicht ausreichen sollte, um dem Inflationsdruck Herr zu werden, solle „Plan B“ hinzukommen.
Doch wäre dieses Vorgehen nicht ohne Fallstricke: Kritiker verweisen darauf, dass die Notenbank in Zeiten steigender Zinsen bei Plan B draufzahlen würde. Denn die Bondpreise steigen, wenn Zinsen klettern. Wohl auch aus diesem Grund verzichtete die Notenbank in den Jahren 2017 bis 2019 bei der Verkürzung ihrer Bilanz auf einen Verkauf von Vermögenswerten. Auch bei der nun ins Auge gefassten Portfolio-Schlankheitskur wollen die Währungshüter primär auf die organische Variante setzen, wie die Fed zur Beruhigung der Finanzmärkte klargestellt hat.
Schlankheitskur nach Pandemie – US-Notenbank will Bilanz schrumpfen
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