Freitag, November 1, 2024
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Europas Börsen taumeln nach US-Bankenpleiten

Frankfurt, 13. Mrz (Reuters) – Der Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) hat den Bankensektor nach unten gerissen und die Aktienmärkte erschüttert. Der deutsche Leitindex Dax rutschte zum Wochenstart um bis zu 3,5 Prozent auf 14.887 Punkte ab. Der EuroStoxx büßte ähnlich stark auf 4072 Zähler ein. Die Sicherung der Kundeneinlagen durch US-Behörden nach der Auflösung der SVB und der New Yorker Signature Bank konnte Investoren nicht beruhigen. 

„Die Art von Übernacht-Rettungs-Aktionen weckt böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008“, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die US-Regierung versuche zwar, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch gelinge. „Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen.“

BANKAKTIEN IM STURZFLUG 

In den USA eröffneten die großen US-Indizes zwischen 0,3 und knapp ein Prozent schwächer, machten einen Teil der Verluste aber in den ersten Handelsminuten wieder wett. Unter Druck gerieten vor allem die US-Banken. Die Kursverluste bewegten sich bei den Großbanken JPMorgan, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America zwischen 1,6 und 6,0 Prozent. Bei kleineren Banken waren die Anleger zum Teil noch nervöser. Die Aktien der US-Privatbank First Republic Bank brachen um rund zwei Drittel ein. Die Nachricht über eine neue Finanzierung konnte die Anleger nicht beruhigen. 

Der europäische Banken-Index sackte mehr als sechs Prozent ab, nachdem er bereits am Freitag 3,8 Prozent verloren hatte. Unter die Räder geriet vor allem die Commerzbank, die in Frankfurt um bis zu 16 Prozent abstürzte. Die an der Londoner Börse notierte HSBC fiel um rund vier Prozent, nachdem das Bankhaus angekündigt hatte, die britische Tochtergesellschaft der Silicon Valley Bank für den symbolischen Betrag von einem Pfund zu übernehmen.

Die Folgen der globalen Zinswende haben letztlich zur Pleite der Silicon Valley Bank geführt. Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte SVB war in Schieflage geraten, weil sie hohe Summen in langlaufende US-Staatsanleihen angelegt hatte. Deren Kurse sind durch die Zinserhöhungen der Notenbanken deutlich gesunken. Wegen eines „Bank Run“ musste die SVB Anleihen verkaufen und Milliarden-Verluste inkauf nehmen, um Kundengelder auszahlen zu können. 

WAS MACHT DIE FED?

„Die Anleger sind immer noch von den Ereignissen der letzten Tage erschüttert und warten mit angehaltenem Atem darauf, ob die Auswirkungen auf den Finanzsektor überschwappen und neue Probleme schaffen“, sagte Susannah Streeter, Marktanalystin bei Hargreaves Lansdown. Die US-Notenbank Fed und das US-Finanzministerium kündigten am Wochenende eine Reihe von Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensystems an und erklärten, dass die SVB-Kunden am Montag Zugang zu ihren Einlagen haben würden.

„Wir sehen eine klassische Flucht in die Sicherheit“, sagte Tom Caddick, Geschäftsführer bei Nedgroup Investments. Anleger stürzten sich auf Anleihen. Im Gegenzug gab die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf bis zu 2,168 Prozent von 2,496 Prozent am Vortag nach. Bei den US-Treasuries mit gleicher Laufzeit rutschte die Rendite auf bis zu 3,418 Prozent von zuvor 3,695 Prozent.

Anleger spekulierten darauf, dass die Fed aus Sorge um die Finanzstabilität, die Zinsen in der nächsten Woche nicht um 50 Basispunkte anheben werde und möglicherweise sogar mit einer Zinserhöhung aussetzen könnte. So erklärten die Analysten von Goldman Sachs etwa, dass sie bei der nächsten Fed-Sitzung nicht mehr von einer Zinserhöhung ausgingen. Dies setzte den Dollar unter Druck. Der Dollar-Index=USD fiel um bis zu 0,6 Prozent auf 103,67 Punkte.

Dagegen zeigten sich Anleger bei Cyber-Devisen risikofreudig. BitcoinBTC= verteuerte sich um rund 17 Prozent auf 23.475 Dollar. „Schnäppchenjäger befinden sich auf der Pirsch und nutzen die vermeintlich attraktiven Preisniveaus zum Einstieg in den Markt“, sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. „In Sicherheit wiegen sollten sich diese allerdings nicht.“ Der Kollaps der Kryptobank Silvergate hatte Anleger Cyber-Devisen zuletzt nur mit spitzen Fingern anfassen lassen.

Europas Börsen taumeln nach US-Bankenpleiten

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Leonhard Niederwimmer auf Pixabay

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