Mittwoch, November 27, 2024
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Feature: Moskau bleibt stumm – „Die ganze Welt ist gegen uns“

Moskau, 24. Feb – Ein Jahr nach Beginn der „militärischen Sonderoperation“ in der Ukraine ist die Stimmung in Moskau stumm und trotzig. „Krieg ist natürlich schlecht, aber dieses Jahr hat gezeigt, dass keine andere Entscheidung hätte getroffen werden können“, sagt eine Frau in der Hauptstadt, die sich als Marina vorstellt. „Wir verteidigen unsere Unabhängigkeit, unsere Freiheit, die Zukunft unserer Kinder.“ Auch ein Mann namens Jewgeny, mit seinem Sohn auf dem Arm, hofft auf Russlands Sieg in diesem Jahr. „Ich will, dass das so schnell wie möglich zu Ende ist“, sagt er bei eisigen Temperaturen. „Die ganze Welt ist gegen uns.“ 

Hunderttausende Russen haben das Land seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 verlassen, darunter auch viele junge Männer aus Angst davor, eingezogen zu werden. Die, die geblieben und gegen den Krieg sind, bleiben zumeist stumm. Kritik an den russischen Streitkräften kann eine mehrjährige Gefängnisstrafe zur Folge haben. Deshalb mag sich kaum einer öffentlich äußern. Dabei ist der Blutzoll enorm, verlässliche Zahlen über gefallene russische Soldaten gibt es nicht. Experten gehen aber davon aus, dass es in die Zehntausende geht. Auf dem Schlachtfeld mussten die russischen Streitkräfte zudem Rückschläge hinnehmen. Seit Wochen bewegt sich an der Frontlinie mittlerweile nicht mehr viel, es herrscht ein Stellungskrieg mit vielen Toten. 

Unterstützt von linientreuen Medien verbreitet Präsident Wladimir Putin die These, dass die Existenz Russlands bedroht sei. In Kiew regierten Nazis, Marionetten des Westens und vor allem der USA. Daher müsse sich Russland gegen einen aggressiven Westen verteidigen. Dass die Ukraine Opfer eines völkerrechtswidrigen Angriffskriegs ist, wie es der Westen sieht, wird in Russland nicht thematisiert. Stattdessen werden die Thesen des Kremls in stundenlangen Talkshows in den TV-Sendern täglich ausgebreitet. 

„KEINE ANDERE WAHL“ 

Dennoch herrscht in der Hauptstadt auch eine gewisse Traurigkeit vor. „Wissen Sie, ich kann dazu nichts sagen“, scheut eine Frau namens Jekaterina eine Stellungnahme. „Ich bin sehr traurig.“ Am Ende werde aber sicher „alles gut“ sein, ist sie sich sicher. Eine Rentnerin namens Vera spielt auf die Folgen der westlichen Sanktionen an, die vielen Menschen in Russland zusetzen, obwohl sich die Wirtschaft des Landes nach Expertenmeinung erstaunlich gut hält. „Ich möchte wirklich Frieden“, sagt sie. „Ich möchte wirklich, dass das so schnell wie möglich beendet ist. Es gibt zu viele Opfer, moralisch wie auch materiell. Wir Rentner spüren all das.“ 

Igor und Viktor sagen auf ihrem Weg durch die Moskauer Innenstadt, Russland habe keine andere Wahl als zu gewinnen. „Wir freuen uns darauf, dass das erfolgreich zu Ende geht“, sagt Igor. „Das ist alles, was wir erwarten können, wir haben keine andere Wahl.“ 

Feature: Moskau bleibt stumm – „Die ganze Welt ist gegen uns“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von DEZALB auf Pixabay

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