Berlin/Frankfurt, 15. Feb – Der für Freitag geplante Verdi-Streik wird den Flugbetrieb an sieben deutschen Airports wohl weitgehend lahmlegen und hunderttausende Reisende betreffen. Zugleich dürfte es massive Auswirkungen auf die Münchner Sicherheitskonferenz geben, zu der ranghohe Politiker und Diplomaten aus der ganzen Welt anreisen.
Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem 24-stündigen Arbeitskampf ab 22.00 Uhr am Donnerstag an den Airports Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen aufgerufen. Beim Flughafenverband ADV hieß es, über 295.000 Passagiere würden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik. Im innerdeutschen und im internationalen Flugverkehr werde der Ausstand zu gut 2340 Flugausfällen führen. Verdi überspanne den Bogen völlig, sagte der Präsident der Luftfahrtlobby BDL, Jost Lammers.
Verdi hat offenbar seine Streiktaktik geändert. Denn die Gewerkschaft hat in drei laufenden Tarifkonflikten gleichzeitig die Beschäftigten zum Ausstand gerufen, um den Druck zu erhöhen. Im öffentlichen Dienst verlangt Verdi 10,5 Prozent höhere Löhne, auch bei örtlichen Tarifverträgen für das Bodenpersonal und den bundesweiten Verhandlungen für die Luftsicherheit geht es um mehr Geld. Verdi hatte bereits Ende Januar mit einem Streik beim Bodenpersonal, der Luftsicherheit und den Beschäftigten des Flughafenbetreibers den Hauptstadtflughafen BER für Passagierflüge komplett lahmgelegt.
An den Flughäfen fallen wohl alle Starts und Landungen von Passagierflügen und kommerziellen Verbindungen aus. Ausgenommen sein dürften militärische, medizinische und Regierungsflüge und aktuell auch Flüge rund um Hilfslieferungen für die Bebenopfer in der Türkei. „Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt“, teilte der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport mit. Fluggäste, die ihre Reise in Frankfurt beginnen, würden ihren Flug nicht erreichen. Sie sollten dringend von der Anreise an den Flughafen absehen. „Ein Ausstand in solch einem Ausmaß ist zu diesem Zeitpunkt völlig überzogen“, sagte Fraport-Personalchefin Julia Kranenberg. Für Freitag seien etwa 1005 Flugbewegungen mit rund 137.000 Passagieren geplant.
Die LufthansaLHAG.DE empfahl ihren Passagieren mit innerdeutschen Flügen bis Sonntag auf die Bahn auszuweichen. Fluggäste der Airline wurden schon am Mittwoch mit Verspätungen und Ausfällen konfrontiert, da es einen IT-Ausfall bei der Lufthansa gab. Der Düsseldorfer Flughafen hat nach eigenen Angaben bereits Anfragen von Airlines, die wegen des Streiks Flüge zum Airport der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt umleiten wollen.
Wenige Tage vor der zweiten Runde der Tarifverhandlungen setze Verdi den deutschen Luftverkehr einer beispiellosen Eskalation aus, sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Ein Arbeitskampf an sieben Airports habe „nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun“. Die Leidtragenden seien Hunderttausende Passagiere, Privat- wie Geschäftsreisende sowie zusätzlich Teile der Luftfracht und Warenlogistik. BDL-Präsident Lammers betonte, der Konflikt müsse am Verhandlungstisch und nicht auf Kosten der Fluggäste geklärt werden.
REGIERUNGSMASCHINEN KÖNNEN LANDEN
Der Streik betrifft auch die Münchner Sicherheitskonferenz, die am Freitag startet. Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Vizepräsidentin Kamala Harris Regierungschefs, Verteidigungs- und Außenministerinnen, Diplomaten und Sicherheitsfachleute. Nach Angaben der Organisatoren haben sich „Hunderte Entscheidungsträger aus allen fünf Kontinenten“ angesagt. Der Streik werde sich auch auf den Konferenzablauf auswirken.
Am Abend teilte der Airport mit, Flüge im Zuge der Sicherheitskonferenz seien nicht von dem Streik betroffen. Wer seine Anreise in anderen Maschinen plane, müsse Alternativen finden, hieß es bei Verdi. Beim Flughafen hieß es, am Freitag würden dort keine Passagiermaschinen starten und landen. Ausnahmen gebe es nur für Sonderflüge wie Hilfsflüge.
Streik wird Flughäfen lahmlegen – „295.000 Passagiere Spielball von Verdi“
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Jan Vašek auf Pixabay
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