Berlin, 13. Feb – Der Flughafen München fühlt sich vom ICE-Netz der Bahn abgekoppelt und kritisiert deshalb den Bund. Dieser hingegen weist die Vorwürfe zurück und stellt eine bessere Anbindung des Airports an den Fernverkehr der Bahn in Aussicht. Flughafen-Chef Jost Lammers erklärte am Montag, die Deutsche Bahn und die Luftfahrt wünschten sich insgesamt bessere Anbindungen bestimmter Airports an den Personenfernverkehr der Bahn, um mehr Verkehr aus der Luft auf die Schiene zu verlagern. Dies gelte vor allem für den Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt. „Hier gibt es sehr dringenden Handlungsbedarf“, monierte Lammers in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbands der deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
So plädierten DB und Luftfahrtlobby für eine Flughafen-Anbindung an die ICE-Strecke von Ingolstadt nach München. Der BDL-Chef bezeichnete es als „völlig unverständlich und sehr enttäuschend“, dass das Bundesverkehrsministerium diesen Bedarf derzeit nicht sehe. Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer, hingegen erklärte, auch der Bund sei an einer besseren Anbindung von Luftfahrt-Drehkreuzen wie München über die Schiene interessiert. Allerdings habe Bayern im Verfahren zum sogenannten Deutschlandtakt nur zusätzliche Angebote und Expressverbindungen des Regional- und S-Bahnverkehrs angemeldet, jedoch keine direkte Anbindung an den ICE-Fernverkehr. Aktuell arbeite man daran, mit allen Akteuren ein wirtschaftlich sinnvolles Konzept zur Fernverkehrsanbindung des Flughafens München zu entwickeln – „welches dann in die Fortschreibung des Deutschlandtakts integriert werden kann“.
Flugzeug und Bahn sollen in Deutschland stärker vernetzt werden. Ziel sei es, mehr Verkehr aus der Luft auf die Schiene zu verlagern, erklärten Bahn und BDL bei einer Zwischenbilanz zu ihrem Aktionsplan vom April 2021. „Wo Luftfahrt und Bahn kooperieren, verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten“, sagte der Bahn-Vorstand für den Personenfernverkehr, Michael Peterson. „Teil dieses Erfolges sind unsere ausgebauten Zubringerverkehre zum größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main.“ Lammers nannte es positiv, dass man mehr Projekte zur Vernetzung angeschoben habe. „Um weiter voranzukommen, braucht es jedoch auch die Unterstützung des Bundes für einen beschleunigten Infrastrukturausbau.“
MEHR SPRINTER-ZÜGE UND ZUBRINGER-VERBINDUNGEN IM FOKUS
Im innerdeutschen Luftverkehr erreicht das Angebot im ersten Halbjahr 2023 nur rund 56 Prozent des Niveaus vor der Corona-Krise von 2019. Hier zeige sich ein Trend zur Verlagerung von innerdeutschem Kurzstreckenverkehr auf die Schiene, erklärten Staatskonzern und Lobbyverband. Demnach nutzten Reisende vor allem die Sprinter-Züge der Bahn mehr denn je. Die Nachfrage nach diesen schnellen Verbindungen zwischen Metropolen sei im Vorjahr um 45 Prozent im Vergleich zu 2019 gestiegen.
Als Vorbild gilt deutschlandweit das Kooperationsangebot Lufthansa Express Rail zwischen der Bahn und der größten deutschen Airline. Hier können Fluggäste ihre An- und Rückreise zum und vom Frankfurter Flughafen im ICE per Ticket über die Lufthansa buchen. Für die Bahn spreche nichts dagegen, solche Zubringerangebote auch für ausländische Flughäfen anzubieten, sagte Peterson. Beim Programm Rail&Fly kooperiere die Bahn bereits mit rund 50 Airlines. Dies wolle man ausbauen.
Flughafen München will bessere ICE-Anbindung und kritisiert Bund
Quelle: Reuters
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