Frankfurt, 02. Feb – Dank einer robusten Nachfrage nach ertragsstarken Industrie-Halbleitern sieht sich Infineon für die weltweite Chip-Flaute gerüstet. Der bayerische Chip-Konzern stellte am Donnerstag für das Geschäftsjahr 2022/23 eine operative Umsatzrendite auf Rekordniveau in Aussicht. Im abgelaufenen Quartal schnitt Infineon ebenfalls besser ab als erwartet. „Der langfristige Trend bleibt stark“, sagte Firmenchef Jochen Hanebeck. „Insbesondere die Energiewende und der Ausbau der Elektromobilität sorgen für einen anhaltend hohen Bedarf nach unseren Lösungen für industrielle und automobile Anwendungen.“
Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies äußerte allerdings Zweifel. „Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Stärke der Automobil-Chips in einem Umfeld schwächerer Fahrzeug-Nachfrage und steigender Lagerbestände nicht tragfähig ist.“ Sobald die aktuellen Versorgungsengpässe überwunden seien, werde sich die Nachfrage abschwächen.
Diese Einschätzung passt zu den Vorhersagen der Beratungsfirma Gartner, die für 2023 einen Rückgang der weltweiten Halbleiter-Umsätze um 3,6 Prozent auf 596 Milliarden Dollar erwartet. Vor allem bei Chips für PCs und Smartphones rechnen die Experten wegen eines Überangebots mit einer Rabattschlacht. Infineon macht etwa ein Drittel seines Umsatzes mit diesen Produkten.
Der Halbleiterhersteller aus dem bayerischen Neubiberg hob seine Prognose für die Segmentergebnis-Marge genannte operative Umsatzrendite dennoch auf rund 25 Prozent von etwa 24 Prozent an. Das Ziel für die Erlöse liege wie bisher bei 15,5 Milliarden Euro an, plus/minus 500 Millionen Euro. Für das angelaufene zweite Geschäftsquartal peilt Infineon einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro und eine Marge von etwa 25 Prozent an. In diesen Zahlen enthalten sei eine erwartete Belastung durch Wechselkurs-Effekte im Volumen von 400 Millionen Euro, betonte Finanzchef Sven Schneider.
An der Börse griffen die Anleger zu. Die Infineon-Aktien machten einen Kurssprung und setzten sich mit einem Plus von zweitweise gut acht Prozent an die Spitze im Leitindex Dax. Die Papiere steuerten damit auf den größten Tagesgewinn seit einem knappen Jahr zu.
ERTRAGSKRAFT GESTÄRKT – SILTRONIC STEIGERT UMSATZ UND GEWINN
Im abgelaufenen ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 stieg die Rendite auf 28,0 von 25,5 Prozent im Vorquartal. Dadurch kletterte das Betriebsergebnis auf 966 von 920 Millionen Euro. Der Konzernumsatz ging dagegen um fünf Prozent auf 3,951 Milliarden Euro zurück. Sowohl das Quartalsergebnis als auch der Ausblick hätten positiv überrascht, lobte ein Börsianer. Schließlich rechne Infineon inzwischen mit einem EuroEUR=-Kurs von 1,05 Dollar statt wie bei der Prognose vom November mit einem Dollar. „Einige sahen die Prognose aufgrund des schwächeren US-Dollars in Gefahr, aber diese Befürchtungen haben sich mit den jüngsten starken Berichten von STMicro und anderen Unternehmen etwas gelegt.“
Ähnlich wie bei Infineon verhalfen Preissteigerungen auch dem Zulieferer Siltronic zu einem Umsatz- und Gewinnsprung. Auf dieser Basis blickt der Anbieter von Silizium-Scheiben, aus denen Computerchips hergestellt werden, verhalten optimistisch in die Zukunft und erwartet ebenfalls eine langfristig steigende Nachfrage.
Infineon begegnet dem erwarteten Zuwachs beim Bedarf mit ehrgeizigen Expansionsplänen. So soll der Standort Dresden für fünf Milliarden Euro ausgebaut werden. Das ist die größte Einzel-Investition der Firmengeschichte. Darüber hinaus errichtet der Konzern ein Werk in Malaysia. „Dadurch wird sich die Produktionskapazität für Siliziumkarbid-Halbleiter bis 2027 verzehnfachen“, versprach Hanebeck. Diese werden unter anderem für Elektroauto-Ladesäulen benötigt. Hier konkurrieren die Bayern unter anderem mit dem US-Konzern Wolfspeed, der am Mittwoch den milliardenschweren Bau einer Produktionsstätte im Saarland angekündigt hatte.
Infineon trotzt trübem Branchentrend – Ausblick angehoben
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Ranjat M auf Pixabay
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