Freitag, November 22, 2024
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Kunst als Dialograum: Warum wir echten Afghanistan-Expert:innen zuhören sollten

Die Projekte der Autorin, Produzentin und Menschenrechtsaktivistin Nahid Shahalimi drehten sich zuletzt fast immer um ihr Geburtsland Afghanistan.

Auf der herCAREER 2022 stellte sie ihr Buch „Wir sind noch da!“ vor. Kürzlich hat sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu arrangiert – gesungen von Jugendlichen unter 20 Jahren. Im herCAREER-Interview spricht die weltweit bekannte Vielfachkünstlerin darüber, wie sie ihre Projekte auch unter schwierigsten Bedingungen zum Erfolg führt. 

„Ich male Bilder, mache Ausstellungen, schreibe Bücher und produziere Kunst-Projekte“, sagt Nahid Shahalimi, die auch Social Impact CEO und Menschenrechtsaktivistin ist. Gerade wird sie häufig als Autorin wahrgenommen. Mit ihrem Buch „Wir sind noch da!“, in dem 13 Frauen aus Afghanistan über sich berichten, war sie zuletzt auch auf der herCAREER in München. 

Bei dieser Gelegenheit beteiligte sie sich in einer prominent besetzten Podiumsdiskussion zum Thema feministische Außenpolitik. Auf die Frage, ob sie von der deutschen Politik diesbezüglich enttäuscht sei, sagtNahid Shahalimi nun im Interview: „Enttäuschung ist leicht gesagt. Deutschland hat absolut nichts gemacht in der letzten Zeit.“ Es habe viel Gatekeeping gegenüber Afghanistan gegeben. Man ziehe lieber sogenannte Berater:innen zu Rate anstatt aus erster Hand echte Afghanistan-Expert:innen zu hören. Das ändere sich seit der Machtübernahme der Taliban erst jetzt ganz langsam.

„Wir sollten immer mit den Leuten sprechen, die wirkliche Expertise haben. Sonst wird ein Narrativ von Opfern gebaut“, betont die Vielfachkünstlerin. In Medien-Berichten über Afghanistan werde oft die Geschichte ausgeblendet. Es habe in dem Land allen geschlechtsspezifischen Problemen zum Trotz auch viele Fortschritte gegeben. „Wir müssen daran arbeiten, genau wie der Rest der Welt auch.

Denn KEIN Land auf dieser Welt ist bisher völlig gleichberechtigt.“ Wenn man nur von Krieg und Unterdrückung der Frauen erzähle, entstehe ein einseitiges Bild, das afghanische Frauen zu exotischen Wesen mache. „Sie sind so weit weg, dass wir uns nicht mit ihnen verbinden müssen.“ 

Dieses Denkmuster möchte Nahid Shahalimi durchbrechen, in all ihren Aktivitäten – seien sie politisch oder künstlerisch. Gerade hat sie die afghanische Nationalhymne im Opernstil neu vertont. Dass Frauen unter 20 Jahren die Hymne singen, war in der afghanischen Musik schon immer ein Tabu. Ein 20-jähriger Musiker hat die Instrumentalbegleitung übernommen.

Auch das ist ein Statement. „Es ist niemand erlaubt, Musik zu machen. Die Taliban verbrennen Musikinstrumente, sie schlagen Musiker – Männer und Frauen“, berichtet die Künstlerin, die ein anderes Bild ihres Geburtslandes zeigen möchte. „Viele junge Menschen werden jetzt auf diese Art von Musik aufmerksam und fragen sich. Das ist für sie eine neue Welt.“ Türen öffnen, einen Dialog führen und der Jungend mehr vertrauen – darum geht es Nahid Shahalimi. „Wenn wir mehr für Frauen erreichen möchten, kommen wir nicht immer mit Revolution und harten Worten weiter. Es braucht eine Evolution der Generationen.“ 

Ihre Arbeit als Künstlerin und Gründerin des Sozialunternehmens „We the Women“ wird durch die aktuelle Entwicklung in Afghanistan erschwert. Trotzdem verliere sie nie die Hoffnung, sagt Nahid Shahalimi. Ihre Projekte erregen viel Aufmerksamkeit. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse lautet: ganz viel Flexibilität. „Ich sage nie, es muss so sein. Wenn etwas nicht passiert, ist es oft nicht der richtige Moment. Dann sollte man Dinge auch loslassen können.“ 

herCAREER ist DIE Plattform für die weibliche Karriere. Sie vereint die herCAREER-Expo, Matching-Angebote wie www.herCAREER-Jobmatch.com und www.herCAREER-Network.com und PR-Leistungen wie Interviews, Podcasts und Online-Events, die im Rahmen der herCAREER Community präsentiert werden. Die herCAREER-Expo findet vom 12. bis 13. Oktober 2023 bereits zum achten Mal in München statt – erneut im MOC. Die Plattform herCAREER adressiert Jobeinsteiger:innen, Fach- und Führungskräften sowie Gründer:innen. Mit ihr erschließen sich Netzwerke, die sie beruflich besser und schneller voranbringen.  

Fotograf /Bildquelle Dr. Isa Foltin

Quelle messe.rocks GmbH

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