Wien, 12. Jan (Reuters) – Der Wiener Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV stellt sich infolge der gesetzlichen Abschöpfung sogenannter Zufallsgewinne im Zuge der rasant gestiegenen Energiepreise auf eine millionenschwere Abgabe ein. Für das abgelaufene Geschäftsjahr sei in Österreich mit einer Belastung von rund 150 Millionen Euro zu rechnen, teilte OMV am Donnerstag mit. Diese Einschätzung basiere auf den vorläufigen Finanzkennzahlen und werde erst 2023 cash-wirksam, hieß es. Zudem gab die OMV die Versicherungszahlungen im Zusammenhang mit dem Unfall in der Raffiniere Schwechat im Frühjahr bekannt. Der Unfall, der die Anlage massiv beschädigte und die Produktion für mehrere Monate lahm legte, habe einen Versicherungswert von rund 175 Millionen Euro. Zuvor wurden die Kosten noch auf rund 200 Millionen Euro geschätzt.
GEWINNABSCHÖPFUNG TRIFFT OMV WENIGER STARK WIE VERBUND
Hintergrund der staatlichen Gewinnabschöpfung ist eine EU-Verordnung, die Österreich umzusetzen hat. Allerdings können die EU-Mitgliedsländer eigenständig entscheiden, ob sie mehr oder weniger Geld abschöpfen. Zurückzuführen ist die Maßnahmen darauf, dass viele Energieunternehmen infolge des Ukraine-Krieges und der stark gestiegenen Energiepreise Rekordgewinne einfahren. Ein Teil der krisenbedingten Gewinne kann damit zur Gegenfinanzierung der Entlastungsmaßnahmen für Haushalte und Unternehmen verwendet werden.
Österreich legt die EU-Richtlinie schärfer aus, was Kritikern zufolge Investoren abschrecken könnte und damit dem Standort schade. Die bis Ende 2023 befristete Maßnahme soll dem Fiskus insgesamt zwei bis vier Milliarden Euro einbringen, wobei der Großteil von den Stromerzeugern kommen wird. Konkret wurde von der konservativ-grünen Regierung beschlossen, dass Gewinne von Öl- und Gaskonzernen, die um mehr als 20 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sind, rückwirkend zu 40 Prozent abgeschöpft werden. Wenn Investitionen in Erneuerbare Energien vorgenommen werden, kann der Satz auf bis auf 33 Prozent gesenkt werden. Bei den Stromerzeugern werden hingegen die Verkaufserlöse als Krisenbeitrag herangezogen. Abgeschöpft werden 90 Prozent des 140 Euro pro Megawattstunde (MWh) übersteigenden Erlöses. Auch hier können Investitionen in Erneuerbare Energien die Belastungen reduzieren.
Die OMV kommt damit vergleichsweise „günstiger“ weg als etwa der Stromkonzern VerbundVERB.VI. Der Erzeuger rechnet mit einer Gewinnabschöpfung beim operativen Ergebnis (Ebitda) von insgesamt rund 2,1 Milliarden Euro. Zu beachten ist aber, dass bei der OMV für die Berechnung nur die heimische Produktion herangezogen wird. Weit größere Mengen an Öl und Gas fördert der Konzern im Ausland. Vermutlich nicht betroffen von der Abgabe sei die rumänische Tochter PetromROSNP.BX, da bei ihr weniger als 75 Prozent des Umsatzes aus den definierten Bereichen stamme. Betroffen seien die Förderung von Rohöl, Erdgas und Kohle sowie das Raffineriegeschäft.
Darüber hinaus fließen dem Staat Sonderdividenden zu, die die Versorger angesichts der Mega-Gewinne in Aussicht gestellt haben. Die OMV, an der die Staatsholding ÖBAG 31,5 Prozent hält, will zusätzlich zur regulären Dividende für 2022 eine Sonderdividende von 2,25 Euro je Aktie zahlen. Der mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Verbund plant eine Sonderdividende von 400 Millionen Euro.
OMV erwartet durch Gewinnabschöpfung dreistellige Millionenzahlung
Quelle: Reuters
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