Sonntag, Dezember 22, 2024
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All in America – lohnt sich der Einstieg in Dow Jones, S&P oder Nasdaq?

Raus aus Deutschland – ab nach Übersee. Was zunächst sehr drastisch klingt, ist für einige Börsianer Realität. Sie sehen langfristig größere Chancen an der Wall Street als am deutschen Aktienmarkt. Welche Vor- und Nachteile US-Aktien für deutsche Anleger haben und auf welche Weise eine Investition Sinn macht.

Aktuelle Markteinschätzung von Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer von Ginmon

Dass einige Börsianer vermehrt auf US-amerikanische Unternehmen setzen, ist nicht übermäßig überraschend. Schließlich sinkt die Inflation in den USA bereits wieder – anders als in Europa. Auch im Oktober bestätigte sich dieser Trend erneut: Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 7,7 Prozent – und damit weniger als erwartet.

Dennoch liegt die Teuerungsrate noch immer fast vier Mal so hoch wie von der Notenbank Federal Reserve (Fed) angestrebt. Sollte es zu keinen weiteren externen Schocks kommen, könnten die Teuerungsraten im kommenden Jahr merklich fallen. Auch der US-Arbeitsmarkt zeigt sich äußerst robust. Trotz vermehrter Meldungen über Kündigungen, stieg andererseits die Zahl der neu geschaffenen Stellen im Oktober stärker als erwartet.  

US-Aktienmarkt zeigt Europa seit Jahren die Rücklichter

Aber nicht nur makroökonomische Faktoren scheinen derzeit eher für die USA als Investitionsziel zu sprechen. Auch der Blick in die Geschichte spricht eher für Dow als Dax. Historisch betrachtet sehen Europas Aktien seit Jahren nur die Rücklichter der US-Wertpapiere. Nach der Finanzkrise 2008/09 brauchten die 500 umsatzstärksten börsennotierten US-Unternehmen nur bis zum Jahr 2011, um ihre alten Rekorde zu übertreffen. Europas Konzerne schafften dies erst 2018. 

Allerdings: Die US-Werte sind teuer. Amerikanische Unternehmen im Dow Jones sind deutlich höher bewertet als die großen Unternehmen in Deutschland und Gesamt-Europa. Sie kosten im Schnitt den 17-fachen Jahresnettogewinn. Europäische Unternehmen kommen hier lediglich auf einen Wert von 11, Emerging Markets sogar nur auf 10. Doch die höhere Bewertung der US-Aktien dürfte durch das rasantere Wachstum in der Neuen Welt ausgeglichen werden und entsprechende Renditechancen bieten. Assistierend ist auch der Blick in die Statistik. Die Wahrscheinlichkeit, dass der S&P 500 im nächsten Jahr einen positiven Lauf haben wird, liegt bei rund 69 Prozent.  

Tech in der Krise

Sich blindlings in US-Werte zu stürzen, ist dennoch keine erstrebenswerte Anlagestrategie. Denn auch wenn es auf den ersten Blick geschickt erscheint, nun in den US-amerikanischen Markt zu investieren, gibt es einige Risikofaktoren. Beispiel: In den amerikanischen Märkten sind deutlich mehr Tech- und Krypto-Unternehmen notiert. Und die befinden sich angesichts des Ukrainekriegs und der globalen Zinsrallye in einer Krise.

Dazu kam kürzlich die Insolvenz der Kryptobörse FTX, die die Kryptowerte in den Keller schickte. Die Folge: Auch Tech-Giganten sind nicht vor der Finanzkrise sicher. Bei Meta, Twitter und Amazon rollt eine Entlassungswelle. Geld ist nicht mehr so billig und so genügt vielen Investoren eine, wenn auch beeindruckende, Tech-Vision wie Krypto oder das Metaverse nicht mehr aus – sie wollen Geld verdienen und das schnell. 

Diversifiziertes Investieren ist der Schlüssel 

Eines zeigen die Entwicklungen an den Märkten deutlich: Wer das Risiko von schweren Verlusten minimieren will, sollte möglichst divers und langfristig anlegen. Je breiter das eigene Portfolio aufgestellt ist, desto weniger belastend ist, wenn sich ein Markt nicht entwickelt, wie erhofft. Und auch der Faktor Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Seitdem es Börsen gibt, hat sich gezeigt, dass egal wie dramatisch ein Rücksetzer an der Börse ist, es auch immer eine entsprechende Erholung gibt. Die Corona-Pandemie ist das jüngste Beispiel dafür

All in America – lohnt sich der Einstieg in Dow Jones, S&P oder Nasdaq?

Autor

Lars Reiner ist Gründer und Geschäftsführer der digitalen Vermögensverwaltung Ginmon aus Frankfurt am Main. Zuvor war der studierte Finanzexperte als Managementberater bei der Deutschen Bank tätig. Dort leitete er verschiedene Projekte, unter anderem im Bereich des Privatkundengeschäft. Als Gründer und Vorstand des Goethe Investment Fund war Lars Reiner zudem für die Ausarbeitung von wissenschaftlichen Anlagemodellen für das Stiftungsvermögen der Goethe-Universität Frankfurt a.M. verantwortlich.

Titelfoto: Bild von  Gerd Altmann auf Pixabay

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

Quelle newskontor GmbH für Ginmon

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