Berlin, 07. Feb (Reuters) – Das von Materialenpässen und gestörten Lieferketten geprägte Jahr 2021 ist für die deutschen Unternehmen mit einem unerwarteten Rückschlag bei der Produktion zu Ende gegangen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einer Zunahme von 0,4 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:
„Die Produktionsdaten sind ein Flickenteppich guter und schlechter Nachrichten. Das beginnt damit, dass die Industrie – in normalen Zeiten unser konjunktureller Taktgeber – ein kräftiges Plus einfuhr. Dass das gesamte produzierende Gewerbe seine Produktion leicht gedrosselt hat, liegt vor allem an einem Einbruch der Bauproduktion, der in Teilen auf die Witterung zurückgeführt werden kann. Doch auch innerhalb der Industrie gab es kein klares Bild: Die im letzten Jahr so stark gebeutelte Automobilproduktion zog zum Jahresende erwartungsgemäß kräftig an, während andere Paradebranchen wie der Maschinenbau oder die Chemische Industrie Federn lassen mussten.“
THOMAS GITZEL, VP BANK:
„Der Blick auf das Gesamtjahr ist damit wenig erbaulich. Die Industrieproduktion verbuchte 2021 lediglich viermal ein Plus gegenüber dem jeweiligen Vormonat – und das, obwohl die Auftragsbücher proppenvoll sind. Die Lieferschwierigkeiten haben die Produktion kräftig ausgebremst. Dies hatte weitreichende volkswirtschaftliche Konsequenzen. Die Corona-Scharte ist noch immer nicht ausgewetzt.
Das Jahr 2021 wird in der Wirtschaftsgeschichte seinen festen Platz haben. Die Lücke zwischen Auftragsbestand und Produktion machte neue Rekorde. Jetzt aber gilt: Die Grundvoraussetzungen für ein kräftiges Anspringen der Industrieproduktion könnten kaum günstiger sein. Es bedarf einer nachhaltig besseren Versorgung mit Vorproduktion und Rohstoffen, damit die Industrieproduktion endlich das tun kann, was sie eigentlich soll, nämlich kräftig zulegen.“
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
„Eigentlich keine schlechten Zahlen aus der Industrie. Das Minus in der Gesamtproduktion ist auf den Einbruch im Bausektor zurückzuführen, dazu kommt die Aufwärtsrevision für die Gesamtproduktion aus dem Vormonat. In gewisser Weise ein versöhnlicher Abschluss eines enttäuschenden Jahres. Die Ausweitung der Produktion könnte aber angesichts der hohen Auftragseingänge noch ein Stück kräftiger ausfallen. Hoffen wir also weiterhin auf das laufende Jahr.“
ALEXANDER KRÜGER, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
„Der Produktionsknoten sitzt weiter fest. Nur wegen des guten Oktobers und etwas Aufwärtsrevision hat sich die Produktion im Schlussquartal 2021 halbwegs gehalten. Mit fast 7,0 Prozent liegt sie dennoch weit unter ihrem Vor-Corona-Niveau. Nach wie vor besteht Hoffnung, dass die Produktion demnächst Tritt fassen wird. Neben der anderswo schwächer werdenden Omikron-Welle spricht hierfür vor allem die gute Auftragslage. Auch liegen erste vorsichtige Entspannungssignale bei Lieferketten vor.“
Ökonomen zum Rückgang der Produktion im Dezember
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