Frankfurt, 17. Nov – Gewinnmitnahmen haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag ausgebremst. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,6 Prozent auf 14.150 Punkte. Seit dem Jahrestief Ende September hat der Dax rund 20 Prozent gewonnen. „Die Händler scheinen ihre Kaufpositionen zu liquidieren, und die Kraft der Anschlusskäufer hält sich zusehends in Grenzen“, fasste Frank Sohlleder, Marktanalyst beim Handelshaus ActivTrades zusammen. „Das Ergebnis in den Märkten ist eine Pattsituation, die Luft ist raus.“
Auch an den übrigen Aktienmärkten in Europa bröckelten die Kurse. Der EuroStoxx50 gab ein Prozent auf 3844 Zähler nach und an der Wall Street zeichneten sich vorbörslich ebenfalls Verluste ab.
PFUND FÄLLT NACH BRITISCHEN BUDGETPLÄNEN
In Großbritannien geriet das Pfund nach den Finanzplänen der neuen Regierung noch etwas stärker unter Druck. Die britische Devise verlor rund ein Prozent auf 1,1783 Dollar. Der Leitindex FTSE notierte 0,7 Prozent leichter. Die Rendite der zehnjährigen Bonds zog auf 3,228 Prozent an. Laut den von Finanzminister Jeremy Hunt vorgestellten Plänen soll ein Großteil der Haushaltslücke durch Steuererhöhungen und nicht durch Ausgabenkürzungen gestopft werden, was die Verbraucherausgaben treffen werde, sagte Stuart Cole, Ökonom von Equiti Capital. Das wiederum belaste das Pfund. Im September war die britische Währung auf ein Rekordtief von 1,0327 Dollar gestürzt. Regierungschefin Liz Truss war im Zuge der durch ihre geplanten Steuersenkungen ausgelösten Marktturbulenzen zurückgetreten.
Alles in allem seien die unter der Ägide des neuen Premier Rushi Sunak geschmiedeten Pläne keine große Überraschung für die Anleger, sagte Markets.Com-Analyst Neil Wilson. So seien die Reaktionen auch auf die allgemeine Risikoaversion und den Anstieg des US-Dollar zurückzuführen. Letzteres drückte den Euro auf 1,0322 Dollar und machte auch dem in der US-Devise notierten Gold zu schaffen. Das Edelmetall verbilligte sich um bis zu ein Prozent auf 1756 Dollar je Feinunze. An den Ölmärkten drückten Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage die Preise. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 91,74 Dollar je Fass.
ANLEGER HONORIEREN SIEMENS-ZAHLEN
Mit Abstand größter Gewinner im Dax waren die Papiere von Siemens mit einem Plus rund sechs Prozent nach Rekordgewinn und Dividendensteigerung. „Siemens hat einen starken Endspurt für das Geschäftsjahr 2022 vermeldet“, sagte Jefferies-Analyst Simon Toennessen. „Für 2023 bietet das Management einen sehr optimistischen Ausblick.“ Auch der Triebwerksbauer MTU Aero erfreute die Anleger mit seinen angepeilten Zuwächsen. Bis 2025 solle der Umsatz auf rund acht Milliarden Euro steigen, teilte das Unternehmen auf seinem Kapitalmarkttag mit. Die Papiere legten mehr als fünf Prozent zu.
In Amsterdam konnten NN Group mit ihren Zielen für 2025 hingegen nicht überzeugen. Die Aktien gaben 5,9 Prozent ab, da Anleger sich mehr erhofft hatten. In Paris gerieten die Aktien von Bouygues unter die Räder und gaben mehr als sechs Prozent ab. Der französische Mischkonzern hatte in den ersten neun Monaten unter dem Strich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum.
Europas Börsen schwächeln – Siemens glänzen mit Ausblick
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Travis Aguilar auf Pixabay
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