Freitag, November 22, 2024
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Ökonomen zum Rückgang der US-Inflationsrate

Washington, 10. Nov (Reuters) – Der hohe Inflationsdruck in den USA lässt deutlicher nach als erwartet. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Oktober auf 7,7 Prozent von 8,2 Prozent im September. Von Reuters befragte Experten hatten mit 8,0 Prozent gerechnet. Es war bereits der vierte Rückgang in Folge. Die US-Notenbank stemmte sich zuletzt mit ungewöhnlich kräftigen Zinserhöhungen gegen den Preisauftrieb, will aber demnächst womöglich etwas Tempo herausnehmen. Analysten sagten in ersten Reaktionen:

BERND WEIDENSTEINER UND CHRISTOPH BALZ, COMMERZBANK:

„Es mehren sich die Anzeichen, dass die Inflation ihren Gipfel überschritten hat und wieder fällt. Der nächste Zinsschritt der US-Notenbank dürfte daher kleiner ausfallen. Wir halten an unserer Prognose fest, dass die Fed auf der nächsten Sitzung am 13./14. Dezember die Leitzinsen nur noch um 50 Basispunkte erhöht. Anfang 2023 sind sogar noch kleinere Schritte zu erwarten.“

DIRK CLENCH, LBBW:

„Die Inflations-Daten blieben im Oktober hinter den Erwartungen zurück und dürften in den Reihen der US-Notenbank ein erleichtertes Aufatmen erzeugen. Insbesondere die im Vergleich zu den Vormonaten geringer ausgefallene Kerninflation bekräftigt uns in der Einschätzung, dass die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember ihr Zielband für den Tagesgeldsatz um ‚lediglich‘ 0,50 Prozentpunkte anheben wird, nach zuvor vier ‚Jumbo‘-Anhebungen von je 75 Basispunkten in Folge.“

ULRICH WORTBERG, HELABA:

„In den USA ist die Gesamtteuerungsrate erneut gesunken, wofür ein Basiseffekt verantwortlich zu machen ist. Auch die Kernteuerung lässt nach, wenngleich das Niveau weiter zu hoch ist. Dies lässt auf einen breit angelegten Preisauftrieb schließen, was von der US-Notenbank mit Sorge betrachtet wird. Daher sollten keine Zweifel aufkommen, dass weiter an der Zinsschraube gedreht wird. Da aber die Inflationszahlen die Konsensschätzungen unterboten haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es im Dezember einen kleineren Zinsschritt geben wird. Die Zinserwartungen dürften nachgeben.“

THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:

„Endlich, die Inflationsrate kann auch auf der Unterseite überraschen! In Zeiten hohen Preisauftriebs ist die monatliche Inflationszahl der Heilige Gral unter den Daten. Die gute Nachricht dabei ist: Die Inflation ist auf deutlichem Rückzugskurs. Die Teuerungsrate geht nun den vierten Monat in Folge zurück. Zwar fällt der Preisauftrieb mit 7,7 Prozent immer noch kräftig aus, doch die Richtung stimmt. Beruhigend ist auch, dass sich an der Zusammensetzung der Inflation gegenüber den Vormonaten nichts geändert hat. Es kam zu keinem zusätzlichen Brandherd. Ein zentraler Hauptreiber für die hohe Teuerung bleibt die Mietpreisentwicklung. 

Wenn sich an der Zusammensetzung der Inflationsrate nichts verändert, wird es in den kommenden Monaten zu veritablen Basiseffekten kommen. Darüber hinaus gibt es verlässliche Signale aus dem Immobilienmarkt, dass der starke Mietpreisanstieg abflauen wird. Ist dies der Fall, hat dies einen signifikanten Einfluss auf die Inflationsrate. Ein geringer Anstieg der Mieten hätte merklich positive Effekte auf die Gesamtinflationsrate.

Notenbank-Chef Jerome Powell hat Grund zum Durchatmen. Auch wenn die Inflationsraten nach wie vor üppig ausfallen – die Richtung stimmt. Wenn es zu keinen weiteren externen Schocks kommt, werden die Teuerungsraten im kommenden Jahr noch merklicher fallen. Für die Fed rückt also der Zeitpunkt, an dem sie von weiteren Zinsanhebungen absehen kann, näher.“

BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

„Die Richtung stimmt, der Rückgang bei der Gesamt- und Kernrate bleibt aber eine zähe Sache. Trotz massiver Leitzinserhöhungen der Fed ist das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage immer noch groß. Läuft die Inflationsrate jedoch weiter nach unten, wird die US-Notenbank einen weniger scharfen Ton an den Tag legen und ihren Zinserhöhungsgang im Dezember verlangsamen. Der Leitzins-Gipfel dürfte im Frühjahr 2023 erreicht werden.“

Ökonomen zum Rückgang der US-Inflationsrate

Quelle: Reuters

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