Berlin, 09. Nov (Reuters) – Die deutschen Unternehmen setzen ungeachtet der auch bei den Zwischenwahlen zutage getretenen tiefen politischen Spaltung auf ein florierendes US-Geschäft. 56 Prozent der in den Vereinigten Staaten tätigen deutschen Firmen rechnen aktuell mit besseren Geschäften, geht aus der Reuters am Mittwoch vorliegenden Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Im weltweiten Durchschnitt sind es hingegen nur 37 Prozent. „Aktuell sind die Vereinigten Staaten ein Hoffnungsschimmer in einer ansonsten sehr trüben außenwirtschaftlichen Konjunktur“, sagte DIHK-Experte Volker Treier. Etwa 5600 deutsche Unternehmen sind in den USA aktiv, die dort zusammen 637 Milliarden Dollar investiert haben und mehr als 880.000 Mitarbeiter zählen.
Dass der Ausgang der US-Zwischenwahlen – nach denen Präsident Joe Biden politisch gelähmt werden könnte – auch die Wirtschaft betrifft, zeigt eine weiteres Umfrageergebnis: Mit aktuell 42 Prozent nennen deutsche US-Firmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als ein konjunkturelles Hauptrisiko. Das liegt etwas über dem weltweiten Durchschnitt. „Trotz der großen Marktchancen stehen die Unternehmen in den USA vor vielen Handelshemmnissen“, sagte Treier. Hohe Zölle etwa auf Automobilimporte, protektionistische Maßnahmen wie „Buy America“-Vorgaben in der Beschaffung oder der „Jones Act“, der deutsche Unternehmen von Dienstleistungen im maritimen Bereich ausschließt, seien nur einige Beispiele.
„Sorgen bereiten vielen Herstellern in Deutschland und Europa neue US-Steueranreize im Industriebereich, die nur für die Produktion in den USA gelten und somit deutsche Firmen diskriminieren und womöglich gegen WTO-Recht verstoßen“, sagte Treier. Der Abbau von bilateralen Handelshemmnissen ‒ inklusive Zöllen ‒ wären gerade für kleine und mittelständische Unternehmen von großer Bedeutung. Mit einer Kooperation auf Augenhöhe könnten die Handelsstandards von morgen gemeinsam gesetzt werden. „Dies gilt gerade für die digitale und grüne Transformation der Wirtschaft“, sagte Treier. Hierfür setze die deutsche Wirtschaft große Hoffnungen in rasche und konkrete Verhandlungsergebnisse des Transatlantischen Handels- und Technologierates.
Die USA sind der wichtigste deutsche Exportkunde. Von Januar bis September wuchsen die Exporte dorthin um 29,2 Prozent auf knapp 116 Milliarden Euro.
DIHK – Mehrheit der Unternehmen erwartet florierendes US-Geschäft
Quelle: Reuters
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