Washington/Berlin, 04. Nov – Trotz einer Serie von kräftigen Zinserhöhungen in den USA bleibt der Stellenaufbau am Arbeitsmarkt erstaunlich robust. Im vorigen Monat kamen 261.000 Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte. Das waren 61.000 mehr als von Reuters befragte Experten erwartet hatten. Im September lag der Jobzuwachs allerdings noch bei 315.000. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober auf 3,7 von zuvor 3,5 Prozent. Der „anhaltende relativ lebhafte Stellenaufbau“ macht eine abermalige kräftigere Leitzinsanhebung der US-Notenbank Fed im Dezember wahrscheinlich, wie LBBW-Ökonom Matthias Krieger meint. „Ungeachtet dessen, dass die Arbeitslosenquote etwas angestiegen ist.“
Die Fed, die Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern soll, will die ausufernde Inflation eindämmen und damit zugleich den heiß laufenden Arbeitsmarkt abkühlen. Die US-Währungshüter bieten der Inflation in Höhe von zuletzt 8,2 Prozent mit einer Serie von kräftigen Zinserhöhungen die Stirn – zuletzt mit einer weiteren Anhebung um 0,75 Prozentpunkte auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Die Fed will nachlegen, signalisierte aber, dass sie womöglich bald etwas Tempo bei den Straffungsschritten herausnehmen möchte.
Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg bewertet die Arbeitsmarktsituation in den USA als weiterhin solide. Daher gebe es für die US-Notenbank auch keinen Grund, den Zinserhöhungsprozess zu beenden: „Zwar könnten die Zinsschritte allmählich kleiner werden, das Zins-Top ist aber noch längst nicht erreicht.“
UNTERSCHIEDLICHE SIGNALE
Laut der Commerzbank sendet der Bericht unterschiedliche Signale: Einerseits habe sich die Erwerbslosenquote erhöht, was für einen weniger angespannten Jobmarkt spreche. Andererseits zogen sich erneut überraschend viele Arbeitnehmer vom Arbeitsmarkt zurück. „Damit hält das Problem eines erstaunlich geringen Arbeitsangebots an“, so die Analyse der Commerzbank-Experten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner.
Der in vielen Bereichen der Wirtschaft vorherrschende Arbeitskräftemangel sorgt für steigende Gehälter. Die Stundenlöhne legten im Oktober zum Vormonat um 0,4 Prozent und zum Vorjahr um 4,7 Prozent zu. Allerdings lag die Jahresrate im September noch bei 5,0 Prozent. US-Ökonom Peter Cardillo von Spartan Capital Securities in New York sieht diese Entwicklung positiv: „Die gute Nachricht ist, dass die Lohnerhöhungen im Jahresvergleich zurückgegangen sind, was ein Zeichen für einen geringeren Lohndruck trotz des angespannten Marktes ist.“ Es gebe Anzeichen dafür, dass die Lohninflation ihren Höhepunkt erreicht habe: „Und je näher wir einer Rezession kommen, desto geringer sollte diese Zahl sein.“
US-Notenbankchef Powell hält es zwar noch für möglich, dass eine Rezession abzuwenden ist. Doch der Korridor für eine „sanfte Landung“ habe sich verengt, warnte er nach dem jüngsten Zinsbeschluss.
Stellenaufbau am US-Arbeitsmarkt stärker als erwartet
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Anna Zielińska auf Pixabay
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