Frankfurt, 24. Okt – Hoffnung auf eine Verlangsamung beim Tempo der US-Zinserhöhungen gibt Europas Börsen Auftrieb. Der Dax lag am Montagmittag 0,4 Prozent höher bei 12.775 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 3482 Zähler. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ vom Freitagabend zufolge wollen einige Führungsvertreter der US-Notenbank beim Zinskurs einen Gang herunterschalten.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich in einer Zwickmühle. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor für Oktober fiel erneut auf 48,2 Punkte. „Es gibt kaum noch Zweifel. Die Wirtschaft im Euroraum befindet sich in der Rezession“, schrieb Commerzbank-Analyst Christoph Weil. In der Vergangenheit sei bei diesem Niveau gewöhnlich ein Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes zu beobachten gewesen. Wegen der Rekordinflation dürfte die EZB am Donnerstag ihren Leitzins erneut kräftig anheben. Damit dürften aber auch die Kreditkosten weiter steigen, was die schwächelnde Konjunktur zusätzlich belasten könnte.
PFUND AUF RICHTUNGSSUCHE – ÖLPREIS GIBT NACH
Der Verzicht des ehemaligen britischen Premierministers Boris Johnson für eine erneute Kandidatur als Regierungschef sorgte anfangs für etwas Erleichterung an den Märkten. Investoren zeigten sich aber dennoch zurückhaltend und warteten auf mehr Klarheit über den Ausgang Regierungskrise in Großbritannien. Nach einem kurzen Kurssprung am Morgen lag das Pfund Sterling am späteren Vormittag fast unverändert bei 1,1311 Dollar. Der Favorit für die Nachfolge der von Regierungschefin Liz Truss ist nun Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der noch im Tagesverlauf Parteichef der Konservativen und damit zum neue Premierminister gekürt werden könnte.
Die Ölpreise gaben nach Konjunkturdaten aus China ihre früheren Gewinne wieder ab. Die Nordsee-Sorte Brent fiel um 1,6 Prozent auf 91,98 Dollar je Barrel (159 Liter). „Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schwierigkeiten nach wie vor bestehen. Präsident Xi Jinping bleibt bei der Null-Covid-Strategie. Das Virusgeschehen wird weiter den wirtschaftlichen Takt vorgeben“, schrieb Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.
PROSUS FOLGT CHINAS TECH-WERTEN INS MINUS – ATOSS IM AUFWIND
Ein Kursrutsch der bei chinesischen Beteiligung Tencent drückt die Aktien des Technologie-Investors Prosus fast 13 Prozent tiefer. Der Technologiesektor der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt soll nach der Bestätigung von Staatschef Xi für eine dritte Amtszeit an der Spitze der Kommunistischen Partei wesentlich stärker reguliert werden.
Philips legte hingegen um ein Prozent zu, nachdem der niederländische Medizingerätehersteller den Abbau von 4000 Stellen ankündigte.
In Deutschland rückte Atoss Software ins Rampenlicht. Die Münchner wollen ihre Umsatz- und Gewinnziele in diesem Jahr leicht übertreffen und steuern damit auf ein Rekordjahr zu. Die Aktie stieg um knapp zehn Prozent.
Europas Börsen stabil – US-Zinsen wieder im Blick
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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