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Wall Street auf Richtungssuche – Truss‘ Rücktritt im Blick

Frankfurt, 20. Okt (Reuters) – Aus Verunsicherung über die künftige Entwicklung der britischen Wirtschaft halten sich Investoren mit Engagements an der Wall Street zurück. Wenige Stunden nach der Rücktrittsankündigung der britischen Premierministerin Liz Truss fielen der US-Standardwerteindex Dow Jones und der technologielastige Nasdaq  am Donnerstag um jeweils etwa 0,1 Prozent auf 30.406 beziehungsweise 10.658 Punkte. Der breit gefasste S&P 500.SPX hielt sich ein halbes Prozent im Minus bei 3678 Punkten.

„Truss war zweifellos ein komplettes Desaster, und ich bin mir nicht sicher, wer genau das Land zu diesem Zeitpunkt beruhigen wird“, schrieb Marktanalyst Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda. Es werde zwar Rufe nach Neuwahlen geben, aber das könne dem Land inmitten einer Krise keine Sicherheit oder Führung geben. „Es hat den Anschein, dass nur schlechte Optionen auf dem Tisch liegen.“

Gleichzeitig blieb die Berichtssaison im Fokus. Dabei kommen viele wichtige Bilanzen wie die von AppleAAPL.O und MicrosoftMSFT.O erst nächste Woche. Analysten bleiben sich auch uneinig, wie die bisherigen Berichte zu deuten sind. „Bislang haben etwa zwei Drittel der Unternehmen aus dem S&P 500, die ihre Ergebnisse vorgelegt haben, die Gewinnerwartungen übertroffen“, schrieb Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Der Chefmarktstratege beim Vermögensverwalter B. Riley Wealth, Art Hogan, sagte dagegen, diese Ergebnisse seien „in die Kategorie ‚besser als befürchtet'“ einzuordnen.

ANLEIHEN ERNEUT UNTER DRUCK – PFUND UND ÖL IM AUFWIND

Auch die wöchentlichen Erstanträge auf US-ArbeitslosenhilfeUSJOB=ECI, die Hinweise auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik liefern könnten, haben die Investoren alles andere als beruhigt. Die erneuten Zinserhöhungsängste setzten auch den US-Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen BondsUS10YT=RR stieg auf 4,203 Prozent.

Der Rücktritt der britischen Premierministerin gab dem Pfund SterlingGBP=Rückenwind. Die Währung verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 1,1233 Dollar, nachdem sie zuvor 0,4 Prozent im Minus gelegen hatte. Der Dollar-Index=USD, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, bröckelte dagegen um 0,2 Prozent auf 112,77 Punkte ab.

Die Ölpreise stiegen aufgrund von Anzeichen einer Angebotsverknappung und nach Berichten, dass China seine Covid-Beschränkungen lockern will. Die US-Sorte WTICLcv1 kletterte um knapp zwei Prozent auf 86,18 Dollar je Barrel (159 Liter).

TAUZIEHEN BEI KONZERNBILANZEN GEHT WEITER

Positive Prognosen von IBMIBM.N und AT&TT.N glichen die Rückgänge bei Tesla aus und knüpften an die Erfolge von NetflixNFLX.O und Procter & GamblePG.N vom Mittwoch an. Der E-Autobauer konnte trotz Umsatz- und Gewinnwachstum Sorgen der Anleger über Bremsspuren durch den Wirtschaftsabschwung nicht vertreiben, die Aktie gab um 3,5 Prozent nach. Die Titel von IBM und AT&T legten dagegen um 4,3 beziehungsweise 9,2 Prozent zu. Auch der Chemie-Riese DowDOW.N stieg nach übertroffenen Gewinnschätzungen für das dritte Quartal um knapp zwei Prozent.

Gleichzeitig stürzte der Zahlungsdienstleister Western UnionWU.N nach einer enttäuschenden Prognose für 2023 um sieben Prozent auf einen Zehn-Jahres-Tiefpunkt. Auch die Aktien des Sportartikel-Herstellers Nike fielen um gut ein Prozent, nachdem der deutsche Rivale AdidasADSGn.DE seine Gewinn- und Umsatzerwartungen zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten deutlich zurückschrauben musste.

Wall Street auf Richtungssuche – Truss‘ Rücktritt im Blick

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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