Stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Stephan Stricker, Gründer und CEO des Fintech-Unternehmens PAIR Finance. Mit unserem Service – KI-basiertes Digitalinkasso in Kombination mit Kundenorientierung – streben wir die Marktführerschaft in Europa an. Vor der Gründung von PAIR Finance war ich in der AdTech-Branche aktiv und leitete die internationale Expansion zweier Unternehmen. Außerdem war ich mehrere Jahre bei KPMG als Berater für Unternehmen der Finanzbranche tätig.
Warum haben Sie sich entschieden PAIR Finance zu gründen?
Inkasso ist ein leidiges Thema für Verbraucher – viel Papierkram, viel Juristendeutsch. Genauso ist es für Unternehmen: Nach der digitalen Customer Journey folgt im Forderungsmanagement der Schritt zurück zu Anruf und Briefpost. Wir dachten uns: Warum kann man das nicht digital machen? Die Antwort auf diese Frage war PAIR Finance.
Genau genommen liegt der Ursprung in der digitalen Marketingindustrie. Hier sensibilisieren intelligente, auf digitalen Daten basierende Targeting-Techniken potenzielle Kund*innen zum Kauf eines Produktes. Kanal, Werbebotschaft und Zeitpunkt sind die entscheidenden Erfolgsparameter. Warum setzt man diese erfolgreiche Methode nicht auf der anderen Seite des Point of Sale ein, um das Forderungsmanagement individueller und effizienter zu machen? Genau diesen Ansatz haben wir mit PAIR Finance adaptiert und weiterentwickelt.
Welche Vision steckt hinter PAIR Finance?
Unsere Vision ist es, den Inkassomarkt in Europa zu verändern und das Forderungsmanagement nachhaltig digital, effizient und kundenorientiert zu gestalten.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unsere Idee war immer, die Disruption der Inkassobranche einzuleiten. 2016 hatten wir schnell ein erstes Team zusammengestellt und schon wenige Monate nach der Gründung den ersten Kunden an Bord. Heute sind wir Innovationsführer, seit 5 Jahren erfolgreich am Markt und konnten uns mit unserem technischen Know-how durchsetzen. Wir sind eines der am schnellsten wachsenden deutschen Fintech-Startups und haben derzeit 160+ Mitarbeiter. Unsere Series B im Juli 2020 und unsere Expansion nach Österreich im September 2021 haben wir trotz Corona erfolgreich absolviert. Zu unseren Kapitalgebern gehören Finleap, Zalando sowie VC-Investoren und Business Angels. Als eines der wenigen Fintechs in Deutschland arbeiten wir – trotz Wachstum – profitabel.
Es ist immer eine Herausforderung Innovationsführer zu bleiben, neue Ideen technisch schnell umzusetzen. Dafür benötigen wir nur die besten Mitarbeiter und es ist immer eine Herausforderung die besten Mitarbeiter am Markt zu finden. Kapital war keine Herausforderung, da wir schnell profitabel waren. Anfangs war es eine Herausforderung das Vertrauen der Mandanten am Markt zu gewinnen, da wir jung und unbekannt waren und Inkasso in Gänze anders gedacht haben.
Wer ist die Zielgruppe von PAIR Finance?
Wir bieten Inkasso für das 21. Jahrhundert und arbeiten branchenübergreifend, vornehmlich für Unternehmen der digitalen Transformation. Alle Firmen, deren Kund*innen online shoppen, banken und car-sharen sind gut bei uns aufgehoben. Aktuell haben wir mehr als 300 namhafte Geschäftskunden, darunter sind Zalando, Sixt, ShareNow, Home24, die Versicherungskammer Bayern und Jochen Schweizer.
Wie funktioniert PAIR Finance? Wo liegen die Vorteile?
PAIR Finance ist ein Digitalinkasso, das Forderungsmanagement für alle einfacher macht. Unternehmen helfen wir dabei, das Geld aus unbezahlten Rechnungen schneller zurückzugewinnen inklusive flexiblen Integrationsmöglichkeiten und transparentem Dashboard. Verbraucher*innen mit unbezahlten Rechnungen erhalten ein persönlich zugeschnittenes Lösungsangebot, um die Forderung schnell zu begleichen.
Der Vorteil bei uns liegt im einmaligen Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Verhaltensanalytik. Wenn man einmal vergessen hat, seine Rechnung zu begleichen, entscheidet bei uns ein selbstlernender Algorithmus über die Kontaktaufnahme. Neben der Zahlungsfähigkeit und -willigkeit schätzt unser Modell auch ab, wie emotional oder rational und wie finanziell strukturiert oder unstrukturiert jemand agiert.
Unser Algorithmus optimiert 30.000 Parameter – etwa die Tonalität oder den Zeitpunkt der Nachricht, die Häufigkeit der Kontaktaufnahme oder die verwendeten Kanäle bis hin zur Farbgebung in der E-Mail. Auch die angebotenen Zahlungswege können sich unterscheiden. Beispielweise erhalten bestimmte Verbraucher*innen eine Nachricht am Mittwochnachmittag in einer kooperativen Tonalität mit den Zahlungsmöglichkeiten Apple Pay sowie Paypal.
Wie ist das Feedback?
Unsere Geschäftskunden schätzen an uns, dass wir ihre Ziele einer schnellen Realisierung und einer hoher Rückführungsquote erreichen. Mit unseren einfachen und personalisierten Lösungsmöglichkeiten per Smartphone und Wearable steigern wir die Bezahlakzeptanz im Inkasso. Wir denken “mobile first”. Wichtig ist ihnen aber auch, dass für uns die gute Beziehung zum Verbraucher einen hohen Stellenwert hat. Wir behandeln die Außenstände unserer Kunden dank KI und Verhaltenspsychologie nicht nur effizienter, sondern mit großer Sensibilität. Verbraucher wiederum sind mit unserem Service ebenfalls zufrieden: Sie wollen selbstbestimmt und digital mit ihren persönlichen Finanzen umgehen. Von 85 Prozent erhalten wir nach dem Payment eine positive Resonanz.
Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir verfolgen eine klare Wachstumsstrategie. Unser Ziel ist es, mittelfristig der größte Dienstleister für KI-basiertes Inkasso in Europa zu werden. Kundenwachstum steht daher im Vordergrund, genau wie die Vertikalisierung in zunehmend digital werdende Branchen.
Konkret planen wir die internationale Expansion in weitere europäische Länder sowie die Stärkung unseres Standorts in Österreich. Außerdem werden wir unsere Technologie hin zu einer internationalen Self Servicing-Plattform für Mandanten ausbauen. Unsere KI-Technologie werden wir insbesondere in den Bereichen Deep Reinforcement Learning und Natural Language Processing weiterentwickeln.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
– Bei der Entwicklung des Produkts ist kontinuierliches Feedback von Kund*innen und eine
entsprechende Umsetzung sehr wichtig.
– Entwickelt nicht ewig sondern geht mit eurem Produkt an den Markt und verdient dort Geld.
Nur wenn jemand bereit ist für euer Produkt Geld zu bezahlen, schafft ihr final auch einen
Wert mit eurem Produkt.
– Execution muss der wichtigste Treiber für euer Geschäft sein. Bleibt fokussiert.