München, 06. Okt – Die deutschen Lebensversicherer können angesichts der steigenden Zinsen nach Berechnungen des Branchenverbandes GDV bereits in diesem Jahr mit dem Abbau ihrer milliardenschweren Zinspuffer beginnen. Die Zinszusatzreserve (ZZR), die die Versicherer seit 2011 auf Geheiß der Finanzaufsicht BaFin aufbauen mussten, habe Ende des vergangenen Jahres mit 96 Milliarden Euro ihren Höchststand erreicht. „In diesem Jahr wird sie voraussichtlich um etwa drei Milliarden auf 93 Milliarden Euro zurückgehen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Donnerstag in Berlin.
Nachdem die Zinsen infolge der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mehr sinken, können die Versicherer die ZZR nach und nach auflösen. Davon profitieren die Kunden: Ihnen stünden die freiwerdenden Mittel zu, betonte der GDV. Die BaFin hatte den Unternehmen während der Dauerniedrigzinsphase auferlegt, Geld in Form der ZZR zurückzulegen, um auch künftig noch die Zinsversprechen an ihre Kunden einlösen zu können. Wie schnell die ZZR weiter abgebaut werden kann, hängt davon ab, wie sich die Zinsen entwickeln und wie hoch die versprochenen Zinsen im Policen-Bestand des einzelnen Versicherers sind und wann die Verträge mit den Kunden ablaufen.
Im Juni hatte der oberste deutsche Versicherungsaufseher Frank Grund noch nicht mit einer schrumpfenden ZZR in diesem Jahr gerechnet. „Vielleicht ein bisschen im nächsten Jahr, nennenswert erst 2024“, hatte der Exekutivdirektor der Finanzaufsicht BaFin damals prognostiziert. Perspektivisch könnten die knapp 80 deutschen Lebensversicherer mit dem Abbau der ZZR wieder höhere Überschussbeteiligungen bieten, die seit der Finanzkrise auf Talfahrt sind. Viele Unternehmen haben sich im Neugeschäft aber von den langfristigen Garantien weitgehend verabschiedet, weil diese nach den EU-Kapitalregeln („Solvency II“) viel Kapital binden.
GDV – Lebensversicherer beginnen mit Abbau von Zinszusatzreserve
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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