Paris/Frankfurt/Berlin, 16. Sep – Die französischen Fernsehkonzerne TF1 und M6 blasen ihren geplanten Zusammenschluss ab. Die angebotenen Zugeständnisse hätten der französischen Wettbewerbsbehörde nicht ausgereicht, teilten Bouygues, TF1, M6 und die RTL Group am Freitagabend mit. Nach Gesprächen mit den Kartellwächtern hätte es nur mit strukturellen Änderungen, wie etwa dem Verkauf des Hauptsenders TF1 oder M6, grünes Licht gegeben. „Die Parteien sind daher zu dem Schluss gekommen, dass der geplante Zusammenschluss keine strategischen Gründe mehr hat.“ Der Mischkonzern Bouygues ist Mutter von TF1. M6 gehört zur RTL Group, die wiederum eine Tochter des Bertelsmann Konzerns ist.
„Bertelsmann teilt die Haltung der französischen Wettbewerbsbehörde nicht und sieht darin eine verpasste Chance für den französischen Medienmarkt im Wettbewerb mit den globalen Plattformen“, erklärte der deutsche Medienkonzern. Die Entscheidung wirft RTL in dem Bemühen zurück, im europäischen TV-Geschäft nationale Champions zu schmieden. Ziel ist es, der globalen Konkurrenz von Netflix & Co Paroli zu bieten. Bertelsmann will dennoch an dieser Strategie festhalten.
FUSION VON RTL UND PROSIEBENSAT.1 VORERST KEIN THEMA MEHR
Auf die Frage, was man bei einem Scheitern der Fusion mit M6 tun werde, hatte RTL-Chef Thomas Rabe in der Vergangenheit gesagt, es gebe keinen „Plan B“. Im Reuters-Interview sagte Rabe jüngst, die M6 Gruppe sei nach wie vor hochprofitabel, habe im vorigen Jahr Rekordergebnisse erzielt und ein exzellentes Management. „Wir haben jetzt kein akutes Problem.“ Man habe immer gesagt, man wolle mit TF1 zusammengehen, um sich langfristig besser aufzustellen.
Mit dem Scheitern der Fusion in Frankreich dürften sich weitere Gedankenspiele um ein Näherrücken von RTL mit der bayerischen Senderkette ProSiebenSat.1PSMGn.DE vorerst erübrigen. „Die Logik für den Zusammenschluss von TF1 und MG ist genau die gleiche Logik wie für RTL und ProSiebenSat.1“, sagte Rabe Ende August zu Reuters. Schon damals räumte er ein, dass ein Verbund der beiden deutschen Sender wohl erst einmal vom Tisch sei, sollten die französischen Wettbewerbshüter kein grünes Licht für M6/TF1 geben. „Wenn Frankreich nicht genehmigt werden sollte, dann wären das natürlich keine guten Vorzeichen für Deutschland.“ Das sei klar.
Die französische Wettbewerbsbehörde hatte den Konzernen bereits Ende Juli einen Strich durch die Rechnung gemacht und hohe Auflagen verlangt. TF 1 und M6 würden nach Ansicht der Kartellwächter drei Viertel des französischen Fernsehwerbemarkts beherrschen. Weitere Anhörungen bei den Kartellwächtern waren für Anfang September angesetzt gewesen.
RTL und Bouygues wollten aus TF1 und M6 ein neues Schwergewicht im französischen Fernseh- und Video-Streaming-Markt bauen. RTL wollte die Fusion zu einem Teilausstieg bei M6 nutzen. Bertelsmann hatte die M6-Beteiligung Anfang 2021 zum Verkauf gestellt – mit dem Ziel, schlagkräftigere Strukturen auf dem französischen Markt zu schaffen. Die Fusionspläne von TF1 und M6 waren im Mai des vergangenen Jahres bekannt gegeben worden
Französische TV-Konzerne TF1 und M6 geben geplante Fusion auf
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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