Montag, November 18, 2024
StartPolitikHabeck verlängert Atom-Zeitalter - AKW können auch 2023 laufen

Habeck verlängert Atom-Zeitalter – AKW können auch 2023 laufen

Berlin, 05. Sep  – Das Atomzeitalter verlängert sich in Deutschland angesichts der Energiekrise. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rückte am Montag von der endgültigen Abschaltung der letzten drei deutschen Atommeiler zum Jahresende ab. Die beiden süddeutschen Reaktoren Isar 2 und Neckarwestheim 2 sollten noch bis Mitte April und damit über den Winter als Reserve dienen können, kündigte der Grünen-Politiker an. Ein sogenannter Stresstest in seinem Auftrag hatte ergeben, dass die AKW in Extrem-Situationen im Winter hilfreich sein könnten.

Der dritte verbliebene Reaktor Emsland werde aber wie geplant Ende des Jahres abgeschaltet. Umwelt- und Reaktorsicherheits-Ministerin Steffi Lemke nannte Habecks Vorschlag vernünftig. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs hatte sie längere Laufzeiten noch als unverantwortbar abgelehnt. Der FDP ging Habecks Vorstoß nicht weit genug, sie verlangten längere Laufzeiten über Jahre.

Nach der Katastrophe von Fukushima wurde der Atomausstieg bis Ende des Jahres im Atomgesetz verankert. Habeck räumte ein, es bedürfe nun Gesetzes-Änderungen, um einen Reservebetrieb möglich zu machen. Zudem stellen sich Fragen der Sicherheit, da die großen Sicherheitsüberprüfungen mit Blick auf das geplante Aus zum Jahresende nicht mehr vorgenommen wurden. 

Bei Umweltverbänden trafen Habeck und Lemke daher auf Empörung: „Mit seiner Entscheidung zu einer Reservebereitschaft für zwei Atomkraftwerke kündigt ausgerechnet der grüne Bundeswirtschaftsminister einen hart errungenen gesellschaftlichen Konsens auf“, kritisierte Greenpeace-Deutschland-Chef Martin Kaiser. „Eine Bereithaltung der Atomkraftwerke über den 31. Dezember hinaus ist inakzeptabel und verhindert die notwendige Energiewende – gerade im Süden Deutschlands.“ 

Die Anti-AKW-Bewegung gehört zu den Wurzeln der Grünen-Partei. Sie hatte in den vergangenen Jahren vehement gegen Laufzeit-Verlängerung gekämpft. Die Atom-Debatte nach dem Unglück von Fukushima 2011 trug dazu bei, dass mit Winfried Kretschmann erstmals ein Grünen-Politiker Ministerpräsident in einem Bundesland wurde.

HABECK: ANGESPANNTE LAGE IM STROMMARKT

Habeck dagegen sprach von einer angespannten Lage im Stromsystem in diesem Jahr. Er verwies auf die wegen Wartung abgeschalteten AKW in Frankreich, so dass Strom auch dorthin fließen werde. Die schwierige Versorgung von Kohlemeilern in Südwestdeutschland wegen des Rhein-Niedrigwassers verschlechtere die Lage. Zudem ist die Windkraft gerade in Süddeutschland nur schwach ausgebaut. Eine Laufzeitverlängerung über Mitte April hingegen schloss Habeck kategorisch aus.

CDU-Chef Friedrich Merz forderte hingegen erneut den Weiterbetrieb der drei noch am Netz befindlichen AKWs: „Volle Leistung dieser Kraftwerke am Netz und am Markt.“ Die Regierung müsse zudem neue Brennstäbe bestellen, damit die Atommeiler noch drei bis vier Jahre laufen könnten. Der Strom werde dringend gebraucht. Auch die FDP will eine Laufzeitverlängerung über Jahre, auch um den Strompreis dämpfen zu können. 

E.ON REAGIERT ZURÜCKHALTEND

Die Netzbetreiber als Autoren des Stresstests verlangten eine ganz Reihe von Instrumenten, um einen Stromengpass im Winter zu vermeiden. Dazu gehöre ausreichend Kapazität auch in Nachbarländern bis hin zur möglichen Abschaltung von großen Stromverbrauchern. „Insgesamt ist klar geworden, dass wir vor einer angespannten Situation in ganz Europa stehen“, sagte der Chef des Netzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer. „Unsere Botschaft ist ganz klar: Es ist sinnvoll und notwendig, alle Möglichkeiten zur Erhöhung der Strom-Erzeugung und der Transportkapazitäten zu nutzen.“ Sie legten daher den Einsatz aller drei verbliebenen AKW nahe.

Den Worten Habecks zufolge müssen die beiden süddeutschen Meiler jetzt auch für einen sogenannten Streckbetrieb nicht weniger produzieren. Die vorhandenen Brennstäbe reichten noch aus, um im Notfall die Reaktoren über eine Reihe von Wochen betreiben zu können. Sollten sie einmal angefahren werden, würden sie dann auch bis Mitte April laufen, sagte Habeck.

Der Energiekonzern E.ON als Betreiber von Isar 2 reagierte zurückhaltend. „Bei dem jetzt vorgestellten Plan wird es in aller erster Linie darauf ankommen, zu prüfen, ob und wie er technisch und organisatorisch machbar ist, denn Kernkraftwerke sind in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke, die variabel an- und abschaltbar sind.“

Habeck verlängert Atom-Zeitalter – AKW können auch 2023 laufen

Quelle: Reuters

Foto: Copyright / Credits: Stefan Kaminski/Gruene Bundestag

Hier findet ihr den aktuellen Livestream zum Thema Web3 NFT Metaverse Talk

Anzeigen
- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!

Erhalte ab sofort alle wichtigen Nachrichten des Tages um 19 Uhr kostenlos per eMail in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.