Freitag, November 22, 2024
StartBörseSchlussberichtEnergiekrise und Zinsängste verschrecken Anleger in Europa

Energiekrise und Zinsängste verschrecken Anleger in Europa

Frankfurt, 22. Aug (Reuters) – Die Energiekrise und die Furcht vor steigenden Zinsen macht Europas Börsen zum Wochenauftakt zu schaffen. Der Dax fiel am Montag um 2,3 Prozent auf 13.230,6 Punkte. Der EuroStoxx50 ging 2,1 Prozent auf 3653,4 Zähler in die Knie. „Auch wenn wir in den vergangenen Wochen mehrere falsche Morgendämmerungen gesehen haben, scheint doch jetzt der Abverkauf an Tempo zuzunehmen“, sagte Chris Beauchamp, Chefanalyst beim Onlinehändler IG. Die Furcht vor einer Rezession und die anhaltend hohe Inflation ließen Investoren vor Risiko zurückschrecken. Zwar sei mit Gewinnmitnahmen zu rechnen gewesen. „Aber heute fühlt es sich anders an, und fundamentale Aspekte kommen stärker zum Tragen.“

Dabei spielt vor allem die Angebotsknappheit bei Gas eine Rolle, welche die Lebenshaltungskosten nach oben treibt. „Die ersten Rechnungen der Gasversorger sind da und schockieren ihre Empfänger“, betonte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Dies drücke die Konsumbereitschaft der Verbraucher und wirke sich auch auf das Investitionsverhalten von Unternehmen aus. „Es ist klar, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in diesem Winter in die Rezession abgleiten könnte, abhängig davon, wie lange das Gas aus den Speichern in den kältesten Monaten reicht“, sagte Jane Foley, Devisenstrategin bei der Rabobank. Die Einkaufsmanagerindizes am Dienstag dürften einen Eindruck davon geben, wie es um die Wirtschaft derzeit bestellt ist. Auch in den USA gaben die Kurse nach.

GASPREIS SCHIESST WEITER NACH OBEN

Die Furcht vor Engpässen trieb zum Wochenanfang den Gaspreis weiter nach oben. Der europäische Future stieg in der Spitze um gut 14 Prozent auf 292,50 Euro je Megawattstunde. Der russische Exporteur Gazprom hatte am Freitag angekündigt, Deutschland werde zum Monatswechsel erneut vorübergehend kein Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 erhalten. Vom 31. August bis zum 2. September werde der Pipelinebetrieb wegen Wartungsarbeiten unterbrochen.

Die Verschärfung der Energiekrise setzte dem Euro zu. Die Gemeinschaftswährung gab um bis zu einem Prozent auf 0,9934 Dollar nach und fiel damit erneut unter die Parität zum Dollar. 

Am Rohölmarkt gerieten die Preise unter Druck, weil Investoren von einer Abschwächung der Konjunktur durch aggressive Zinserhöhungen der US-Notenbank ausgingen. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee gab bis zu 4,5 Prozent auf 92,36 Dollar pro Barrel nach. Auch bei den Aussichten für die Konjunktur in China sahen Investoren dunkle Wolken aufziehen. Befürchtet wurde deswegen eine nachlassende Nachfrage nach Kraftstoff vom weltweit größten Ölimporteur. Nervös machte Börsianer die Senkung wichtiger Kreditzinsen durch Chinas Notenbanker. Anleger sahen durch die Konjunkturhilfe die Immobilienkrise im Land und die stockende Erholung der Wirtschaft von den Corona-Restriktionen ins Rampenlicht gerückt.

JACKSON HOLE IM BLICK

Neue Impulse erhofften sich Börsianer von dem Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole Ende der Woche. Der Chef der US-Notenbank Jerome Powell sei zuletzt auffällig vage bei der Frage geblieben, ob die Fed im Fall einer Rezession mit Zinserhöhungen fortfahren würde, wenn dies die Inflationslage erfordere, konstatierte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. „Falls er in dieser Frage Klarheit schaffen will, wäre Jackson Hole ein guter Anlass.“

Die Furcht vor weiteren Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank heizte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel an. „Bei den hohen Inflationsraten müssen weitere Zinsschritte folgen“, sagte Nagel der „Rheinischen Post“ in einem am Wochenende veröffentlichten Interview. Am Markt wird derzeit mit einer Erhöhung um 60 Basispunkte im September und insgesamt 130 Basispunkten bis Jahresende gerechnet. „Die Inflation in den Industriestaaten lässt sich nicht so einfach besiegen und zeigt sich im Augenblick noch resistent gegenüber den Zinserhöhungen“, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.

Die Adidas-Aktien verloren in der Spitze 5,4 Prozent. Der Sportartikelhersteller trennt sich von seinem Vorstandschef Kasper Rorsted. Das Unternehmen hatte zuletzt mit Schwierigkeiten in China zu kämpfen.

Gegen den Trend schnellten dagegen die Aktien von Fresenius nach einem überraschenden Chefwechsel um bis zu gut sieben Prozent nach oben. Der neue Chef Michael Sen sei als früherer Finanzvorstand bei E.ON und Chef von Siemens Healthineers allgemein bekannt und genieße bei Investoren hohes Ansehen, erklärten die Analysten vom Finanzhaus Berenberg.

Energiekrise und Zinsängste verschrecken Anleger in Europa

Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

Titelfoto: Symbolfoto

Tipp: Dividenden ausländischer Aktien werden doppelt besteuert, 
dieses Finanztool erledigt Deine Rückerstattung.

Anzeigen
- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!

Erhalte ab sofort alle wichtigen Nachrichten des Tages um 19 Uhr kostenlos per eMail in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.