Stockholm, 17. Jul (Reuters) – Bei der angeschlagenen Fluggesellschaft SAS setzen am 14. Streiktag Pilotengewerkschaften und Airline ihre Gespräche fort. „Wir haben heute Nacht verhandelt und machen weiter“, sagte der Vertreter der norwegischen Pilotengewerkschaft Roger Klokset am Sonntag in einer Gesprächspause. Die Parteien hätten sich womöglich angenähert. „Aber ich weiß noch nicht, ob es eine Einigung geben wird“, fügte er hinzu. Die meisten SAS-Piloten in Schweden, Dänemark und Norwegen hatten am 4. Juli die Arbeit niedergelegt, nachdem Gespräche über Bedingungen rund um den Rettungsplan der skandinavischen Fluglinie gescheitert waren. Die Konfliktparteien kehrten dann am Mittwoch in Stockholm an den Verhandlungstisch zurück.
Größte SAS-Eigner sind Schweden und Dänemark mit Anteilen von jeweils 21,8 Prozent. Die Airline erklärte am Donnerstag, der Streik habe zu 2550 Flugausfällen geführt, von denen 270.000 Passagiere betroffen waren und die sie zwischen 94 und 123 Millionen Dollar kosteten. Für Sonntag wurden laut der Flugverfolgungsplattform FlightAware 164 SAS-Flüge gestrichen und damit 62 Prozent der geplanten Flüge. Die Piloten von SAS Link und SAS Connect sind nicht im Streik. Die Flugzeuglenker der 75 Jahre alten Tochtergesellschaft SAS Scandinavia hatten jüngst eingeräumt, sie seien zu begrenzten Lohnkürzungen und ungünstigeren Bedingungen bereit. Aber die Airline hatte betont, die angebotenen Zugeständnisse reichten nicht aus, um einen im Februar angekündigten Rettungsplan umzusetzen.
Nachdem die Fluggesellschaft jahrelang gekämpft hatte, beantragte sie am 5. Juli in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 – ein Schritt, den das Unternehmen auch mit den Streiks begründete. Das eingeschlagene Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 (Chapter 11) des US-Insolvenzrechts schützt das Unternehmen für eine gewisse Zeit vor dem Zugriff seiner Gläubiger und erleichtert damit den finanziellen Neustart. US-Airlines nutzten häufig diese Vorschrift, um Schulden oder teure Leasingverträge abzuschütteln. SAS geht davon aus, dass das Verfahren neun bis zwölf Monate dauert. Der Prozess diene dazu, sich mit allen Beteiligten auf eine Umschuldung zu einigen, das Kapital kräftig zu erhöhen und die Flugzeugflotte neu aufzustellen. Die Airline braucht neue Geldgeber und will Kosten senken, um für Investoren attraktiv zu werden.
Derzeit kommt es europaweit an vielen Flughäfen zu langen Warteschlangen, Verzögerungen und Flugstreichungen – meist weniger durch Streiks, sondern vor allem wegen Personalmangels. Denn in der Virus-Pandemie haben Tausende Beschäftigte der Luftfahrt den Rücken zugekehrt, um anderswo nach sichereren Jobs zu suchen. Zudem haben Fluglinien wegen großer Nachfrage teilweise zu ehrgeizige Flugpläne angeboten. Um die überforderten Systeme zu entlasten, streichen nun Airlines wie die Lufthansa tausende Flüge und sorgen für viel Frust bei Reisenden.
Neue Gespräche sollen bei Airline SAS am 14. Streiktag Lösung bringen
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