Nusa Dua, Indonesien, 15. Jul (Reuters) – Indonesien als G20-Gastgeber warnt vor einem Scheitern der Verhandlungen der Finanzminister und Notenbankschefs aus den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern. Angesichts der sich stark eintrübenden Perspektiven für die Weltwirtschaft mit hoher Inflation sowie Engpässen bei Energie und Lebensmitteln müsse es Fortschritte geben. Allerdings überschattet der russische Angriff auf die Ukraine – wie zuletzt bereits bei den G20-Außenmininistern – auch dieses Treffen und macht konkrete Beschlüsse unwahrscheinlich.
Die indonesische Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati sagte am Freitag zu Beginn der zweitägigen Beratungen auf Bali, es brauche Antworten auf die Bedrohung durch einen Krieg, steigende Rohstoffpreise und die hohe Verschuldung armer Staaten. „Die humanitären Konsequenzen für die Welt, besonders für viele arme Länder, wären katastrophal.“ Dort werden Hungerkrisen befürchtet, weil Getreidelieferungen aus der Ukraine und Russland durch den Krieg fehlen.
US-Finanzministerin Janet Yellen warf Russland bei den Beratungen vor, einen „brutalen und ungerechtfertigten Krieg“ vom Zaum gebrochen zu haben. Allein Russland sei für die wirtschaftlichen Probleme, vor denen die Welt jetzt stehe, verantwortlich. Sie nahm dafür auch die russischen Vertreter auf Bali persönlich in die Pflicht. Der russische Finanzminister Anton Siluanow nimmt einem Insider zufolge nur virtuell an dem Treffen teil, vor Ort ist allerdings sein Stellvertreter.
Symbolische Proteste gab es dieses Mal nicht. Beim G20-Finanzministertreffen im April hatten einige Teilnehmer noch demonstrativ den Raum verlassen, als russische Vertreter sprachen. Einem westlichen Regierungsvertreter zufolge hat die kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland russischen Teilnehmern gesagt, sie seien persönlich für Kriegsverbrechen mitverantwortlich. Der Krieg sei momentan auch die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft.
Bei den jetzigen G20-Verhandlungen geht es unter anderem um die Entschuldung armer Länder, die Vorbereitung auf künftige Pandemien sowie die Bekämpfung der Inflation. Allerdings blockieren sich Russland und der Westen. China, Indien und Südafrika – also wichtige Schwellenländer – treten Russland gegenüber wesentlich zurückhaltender auf.
Im April hatte es in Washington keine gemeinsame G20-Abschlusserklärung der Finanzminister gegeben. Deutschen Regierungsvertretern zufolge wird es auch jetzt extrem schwierig – vor allem wegen unterschiedlicher Bewertungen der Kriegsfolgen und der westlichen Sanktionen gegen Russland.
Indonesien warnt vor Scheitern der G20-Verhandlungen – Folgen wären katastrophal
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.