Zürich, 11. Jul (Reuters) – Mit dem Zukauf der italienischen Autogrill will der Dutyfree-Weltmarktführer Dufry das Restaurant-Geschäft kräftig ausbauen. Die Schweizer Dufry bietet insgesamt rund 1,8 Milliarden Franken in bar und Aktien für Autogrill, wie das Schweizer Unternehmen in der Nacht auf Montag mitteilte. Der mit einem Anteil von gut 50 Prozent wichtigste Autogrill-Aktionär, die Benetton-Familie, unterstützt den Angaben zufolge den Deal und steigt zum größten Eigner des neuen Unternehmens auf. Der Zusammenschluss, der noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, soll im ersten Quartal 2023 vollzogen werden.
„Wir diversifizieren die Gruppe weiter und erhöhen unsere Widerstandsfähigkeit“, erklärte Dufry-Chef Xavier Rossinyol, der auch das neue Unternehmen leiten soll. Mit der Transaktion entsteht ein führender Reise-Einzelhändler mit einem Umsatz von 13,6 Milliarden Franken und rund 60.000 Mitarbeitern. Dank einer Reihe von Übernahmen ist Dufry bereits der weltgrößte Betreiber von Flughafen-Ladengeschäften. Zudem führt der Konzern auch Shops in Bahnhöfen, Häfen und auf Kreuzfahrtschiffen. Bei der in Europa vor allem für ihre Autobahn-Raststätten bekannte Autogrill sind Restaurants auf US-Flughäfen das Hauptgeschäft. Das neue Unternehmen werde auf über 100 US-Flughäfen präsent sein.
Ein Auslöser der Übernahme sind Verschiebungen in den Reise-Gewohnheiten nach der Pandemie. So haben viele Fluggesellschaften ihr Essens-Angebot reduziert. Entsprechend geben die Passagiere auf den Flughäfen mehr Geld für Essen aus. Dufry plant mit Autogrill nur Verkaufspunkte zu schaffen, an denen die Kunden sowohl einkaufen als auch essen können. Der neugeschaffene Konzern wird Rossinyol zufolge zum größten Anbieter, der beide Dienstleistungen offeriert. Einer der Rivalen ist die französische Lagardere.
ABSCHLAG FÜR AUTOGRILL – AUFSCHLAG FÜR DUFRY
Der Zusammenschluss von Dufry und Autogrill ist keine Überraschung. Nach monatelangen Spekulationen hatten die Basler und die Mailänder Ende Juni bestätigt, dass sie über eine mögliche Fusion verhandeln. Die Benetton-Familie erhält Aktien, die im Rahmen einer Kapitalerhöhung ausgegeben werden. In einem zweiten Schritt bietet Dufry den übrigen Autogrill-Aktionären dann einen Aktientausch oder Bargeld für ihre Anteile an.
Um auch die Dufry-Aktionäre von der Übernahme zu überzeugen, liegt dem Umtausch-Angebot ein Bewertungs-Abschlag für Autogrill und ein Aufschlag der Dufry-Aktien zu Grunde. Damit werde dem Umstand Rechnung getragen, dass sich der Kurs von Autogrill bereits sehr viel stärker von der Corona-Delle erholt hat als dies bei Dufry der Fall ist. Dufry-Titel notierten zuletzt um rund zwei Drittel unter dem Stand von Anfang 2020, bei Autogrill beläuft sich das Minus auf lediglich 17 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2022 habe Dufry den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 145 Prozent gesteigert. Gemessen am Vorkrisen-Jahr 2019 habe aber immer noch ein Minus von einem Viertel zu Buche gestanden. Dufry und Autogrill erhoffen sich vom Zusammenschluss jährliche Kostensynergien in Höhe von rund 85 Millionen Franken. Durch die Kombination solle aber auch der Umsatz Schub erhalten. Mit der Fusion könne Dufry zudem seine Verschuldungsquote verringern.
Dufry und Autogrill wollen Reiseeinzelhandels-Riesen schmieden
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