Düsseldorf, 09. Jul (Reuters) – Der finnische Mutterkonzern des Energieversorgers Uniper will dessen angeschlagenes deutsches Gasgeschäft an den Bund abgeben. „Aus unserer Sicht muss es jetzt darum gehen, die gefährdeten und systemrelevanten Bereiche von Uniper zusammenzuführen und dauerhaft zu sichern“, erklärte der Chef des vom finnischen Staat kontrollierten Energiekonzerns Fortum, Markus Rauramo, am Samstag gegenüber Reuters.
„Wir müssen davon ausgehen, dass die Probleme bei dem Bezug von Gas mittelfristig anhalten und die Preise hoch bleiben oder weiter steigen“, fügte er hinzu. „Deshalb sollten die systemkritischen deutschen Unternehmensteile unter die Kontrolle des Staates kommen, der über die erforderliche Kreditwürdigkeit verfügt.“ Für seinen Vorschlag spreche auch, „dass das internationale Geschäft von Uniper (..) nicht durch den Staat übernommen, verantwortet und finanziert werden muss“. Insgesamt wolle Fortum eine „zielgerichtete unternehmerische Lösung, bei der der Staat so wenig wie möglich an Unterstützung leisten muss“.
Uniper, Deutschlands größter Gashändler, ist wegen er Lieferkürzungen des russischen Gazprom-Konzerns in eine Schieflage gerutscht. Der Fortum-Konzern ist Mehrheitseigner von Uniper und gehört seinerseits mehrheitlich der finnischen Regierung. Diese stellte sich hinter die Pläne. „Die Rettung von Uniper ist eine Frage von europäischer Bedeutung“, erklärte Europaministerin Tytti Tuppurainen. „Wir unterstützen den Vorschlag von Fortum zur Rettung von Uniper.“ Die Ministerin betonte, es gehe „um die Zukunft zweier Unternehmen, die für die Versorgungssicherheit in ihren Heimatmärkten unersetzlich sind“. Deshalb werde eine langfristig tragfähige Lösung gebraucht: „Wir werben eindringlich dafür, die gefährdeten, systemkritischen Unternehmensbereiche von Uniper in Deutschland neu zu ordnen und staatlich abzusichern.“
HABECK: UNIPER-EIGENTÜMER IST IN DER PFLICHT
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nahm seinerseits für die Rettung von Uniper den finnischen Mehrheitseigner in die Pflicht. Man könne nicht sagen, nur weil Uniper jemanden anderem gehöre, halte man sich komplett raus, hatte der Grünen-Politiker vor den Äußerungen des Fortum-Chefs dem Deutschlandfunk gesagt. Es gelte aber auch: „Es gehört ja jemanden, auch jemandem, der solvent ist und stützen kann. Und deswegen ist es richtig, sich Modelle zu überlegen, wo die Eigentümer ebenfalls in der Pflicht sind.“
Nach den Plänen der Finnen, die rund 80 Prozent an Uniper halten, könnten das Geschäft rund um Kohle, Gas und den Gas-Import in der Bundesrepublik an den Staat fallen. In deutschen Regierungskreisen hatte es bereits geheißen, Fortum wolle das verlustträchtige Deutschlandgeschäft übertragen und den Rest des Konzerns weiterführen. Dies müsse man sich sehr genau ansehen.
Rauramo betonte indes, Fortum habe Uniper bereits in großem Umfang finanziell unterstützt. „Seit Beginn der Krise hat Fortum Uniper acht Milliarden Euro in Form von Darlehen und Garantien zur Verfügung gestellt, die auch weitestgehend in Anspruch genommen wurden“, erklärte er. „Wir nehmen unsere Verantwortung als Eigentümer sehr ernst und suchen daher nach einer Lösung, die Uniper nicht nur kurzfristig finanziell stabilisiert.“ Fortum gehe es darum, „das Unternehmen langfristig auf ein gesundes Fundament zu stellen.“ Damit würden auch die Stellen der Arbeitnehmer sicherer, die nach einem Umbau bei Uniper verbleiben sollen. „Eine erfolgreiche Energiewende braucht Unternehmen, die stark in die Zukunft investieren können“, fügte er hinzu.
UNIPER BEKLAGT TÄGLICHE MILLIONENABFLÜSSE
Uniper muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen und fährt damit Verluste ein. „Uniper erfährt unter den gegenwärtigen Bedingungen täglich Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich“, hatte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach am Freitag beklagt. „Eine Situation, die für uns nicht lange durchhaltbar ist.“ Der Konzern mit rund 11.500 Beschäftigten hatte bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Durch neue gesetzliche Regelungen sind damit staatliche Stützungsmaßnahmen bis hin zur Kapitalbeteiligung möglich. Maubach zufolge sprechen Uniper und Fortum getrennt mit der Bundesregierung – es müsse aber eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Finnischer Uniper-Eigner will Krisengeschäfte an Bund abstoßen
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