München, 07. Jul (Reuters) – Für den Fernbusbetreiber Flixmobility steht ein Börsengang nach Angaben von Firmengründer und Vorstandschef André Schwämmlein gegenwärtig nicht auf der Tagesordnung. „Das natürliche Zuhause eines Unternehmens ist irgendwann die Börse“, sagte Schwämmlein am Mittwochabend im Münchner Club Wirtschaftspresse. Zurzeit habe man allerdings mit der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie alle Hände voll zu tun. „So ein Börsengang bringt viel Aufwand mit sich. Wir sind voll fokussiert auf unser Geschäft“, sagte der 40-Jährige. Aktuell sei ein Gang an die Börse, über den seit Jahren spekuliert wird, für das Unternehmen daher kein Thema. „Wir sind auch nicht unter Druck. Wir werden mittelfristig börsenfähig sein.“
Die drei Firmengründer um Schwämmlein sind mit knapp einem Viertel an dem 2011 gegründeten Unternehmen beteiligt, das in 40 Ländern vertreten ist. Zuletzt kamen Brasilien und Kanada hinzu. Im vergangenen Jahr übernahm Flixmobility die traditionsreichen, aber defizitären Greyhound-Linien in den USA. Größter einzelner Aktionär ist der Finanzinvestor General Atlantic. „Wir sind gut finanziert“, sagte Schwämmlein. „Ich habe das Unternehmen nie gebaut, um es zu verkaufen.“ Und frisches Kapital brauche Flixmobility nicht.
In den Corona-Jahren 2020 und 2021 hatte sich die Zahl der Passagiere, die mit dem Flixbus oder dem Flixtrain fuhren, in etwa halbiert. 2019 waren es rund 60 Millionen gewesen. „Wir sind zwei Jahre durch eine harte Schule gegangen.“ Unter dem Strich habe das Unternehmen Verluste geschrieben, sagte der Firmengründer. Bei den Staatshilfen sei Flixmobility durch alle Raster gefallen. „Wir mussten da eigenfinanziert durch.“ Eine genaue Prognose für 2022 wollte Schwämmlein nicht abgeben. „Ich hoffe, dass wir wieder in die Größenordnung kommen wie vor der Pandemie.“ Seit Ostern ziehe die Nachfrage wieder an, auf den meisten Strecken liege sie wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.
Doch nun macht das für drei Monate bis Ende August geltende Neun-Euro-Ticket in Deutschland dem Flixbus das Leben schwer. „Auf den kürzeren Strecken trifft uns das“, sagte Schwämmlein. „Wir verdienen halt im Sommer das Geld.“ Er glaube, dass der Bundesregierung das Thema aus dem Ruder gelaufen sei: „Ein Sommer-Freifahrt-Urlaubsgutschein – das war eigentlich nicht beabsichtigt.“
Von den hohen Diesel-Preisen werde der Flixbus dagegen eher profitieren. Der Effekt sei auf der Nachfrageseite größer als auf der Kostenseite, erklärte der Firmengründer. Viele Kunden stiegen für lange Strecken vom Auto auf den Bus um – gerade in den USA, wo die Treibstoffpreise noch stärker gestiegen seien. Der Sprit macht für die 500 bis 600 Busunternehmer, die die grünen Flixbusse im Auftrag von Flixmobility betreiben, etwa 25 Prozent der Kosten aus. Das Unternehmen werde versuchen, die Kostensteigerungen über eine bessere Auslastung und weniger über teurere Tickets wettzumachen, sagte Schwämmlein. „Die Preise sind ein klein bisschen höher als 2019. Wenn wir morgen die Preise um 20 Prozent erhöhen, würde das nicht funktionieren.“
Börsengang für Flixmobility zurzeit kein Thema
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