Frankfurt/New York, 31. Mai (Reuters) – Aus Verunsicherung über den geldpolitischen Kurs der Notenbank Fed halten sich Anleger mit Engagements am US-Aktienmarkt zurück. Nach dem verlängerten Wochenende in den USA bröckelte der US-Standardwerteindex Dow Jones um 0,2 Prozent auf 33.144 Punkte ab. Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq kamen ebenfalls kaum vom Fleck.
Das Fed-Führungsmitglied Christopher Waller hatte sich dafür ausgesprochen, die Zinsen über den Sommer hinaus um jeweils einen halben Prozentpunkt anzuheben. Zuvor hatten Investoren darauf gesetzt, dass die Notenbank dank einer Entspannung bei der Inflation im September eine Pause einlegen könnte. Der Teuerungsdruck habe seinen Höhepunkt aber noch nicht wirklich überschritten, sagte Anlagestratege Max Kettner von der HSBC Bank. Technisch gesehen, sei die Spitze zwar erreicht. In den kommenden Monaten komme es darauf an, wie sich die Preise in verschiedenen Bereichen entwickelten.
BIDEN UND POWELL WOLLEN INFLATION DISKUTIEREN
Vor diesem Hintergrund warteten Börsianer gespannt auf das Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und Fed-Chef Jerome Powell am Abend (MESZ). Die beiden wollen die Inflation und ihre Folgen erörtern. Biden verwies auf die Verantwortung der Fed bei der Bekämpfung des Preisauftriebs und betonte, keinen unangemessenen Einfluss auf Notenbank-Entscheidungen nehmen zu wollen.
Sorgen bereitete Investoren der erneute Ölpreis-Anstieg. Die US-Sorte WTI gewann bis zu 4,3 Prozent und war mit 119,98 Dollar je Barrel (159 Liter) so teuer wie zuletzt vor drei Monaten. Durch das EU-Embargo eines Großteils russischer Öllieferungen müsse die Staatengemeinschaft rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag anderweitig beschaffen, rechnete Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM vor. Dies verhalf Ölkonzernen wie Exxon und Chevron zu Kursgewinnen von bis zu 2,2 Prozent.
GLÄNZENDE AUGEN BEI ANLEGERN VON YAMANA GOLD
Zu den Gewinnern an der Wall Street gehörten die in den USA notierten Aktien von Yamana Gold. Sie stiegen um knapp sechs Prozent. Der südafrikanische Goldminen-Betreiber Gold Fields will den kanadischen Rivalen für 6,7 Milliarden US-Dollar übernehmen. Die Titel von Gold Fields verbuchten an der Börse Johannesburg mit einem Minus von knapp 20 Prozent den zweitgrößten Tagesverlust der Firmengeschichte.
Gefragt waren außerdem die US-Papiere chinesischer Firmen. Sie profitierten Börsianern zufolge vom bevorstehenden Ende des Lockdowns für die Wirtschaftsmetropole Shanghai und gelockerten Regularien für Technologiewerte aus der Volksrepublik. Die Titel der Online-Händler Alibaba und Pinduoduo sowie des Suchmaschinen-Betreibers Baidu stiegen um bis zu sechs Prozent. Der börsennotierte iShares-Fonds (ETF) auf chinesische Werte gewann vier Prozent.
Wall Street richtungslos – Biden/Powell-Treffen im Blick
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