Sydney, 21. Mai (Reuters) – In Australien hat die Labor-Partei die Parlamentswahl gewonnen und löst damit die konservative Regierung nach knapp zehn Jahren an der Macht ab. Noch vor der Auszählung aller Stimmen räumte Ministerpräsident Scott Morrison am Samstagabend die Niederlage ein und gratulierte Oppositionschef Anthony Albanese zum Sieg.
Albanese kündigte an, er wolle das Land vereinen und die heftigen Auseinandersetzungen um die Klimapolitik beenden. Er versprach die Anerkennung der indigenen Ureinwohner in der Verfassung und will eine parlamentarische Vertretung für sie schaffen. Zudem wolle er eine Antikorruptionskommission ins Leben rufen.
Der designierte Regierungschef erklärte, er wolle so schnell wie möglich vereidigt werden, um am Dienstag an einem internationalen Treffen in Tokio teilnehmen zu können. Aller Voraussicht nach wird Labor, die im Parteienspektrum dem mitte-links Bereich zugerechnet wird, auf Koalitionspartner angewiesen sein. Nach der Auszählung von 60 Prozent der Stimmen kann Labor mit 72 Stimmen im Parlament rechnen. Für die absolute Mehrheit sind 76 Sitze nötig. Elf Sitze entfallen demnach auf die Grünen und unabhängige Bewerber. Die konservative Partei kommt auf 55 Mandate. Das endgültige amtliche Endergebnis könnte noch einige Zeit dauern, da auch drei Millionen Briefwählerstimmen aus dem Land mit knapp 27 Millionen Einwohnern berücksichtigt werden müssen. In Australien herrscht Wahlpflicht.
Morrisons Konservative hatten insbesondere mit der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosigkeit geworben. Dagegen verwies Labor auf höhere Inflation und bemängelt zu geringe Lohnzuwächse. Unter den unabhängigen Abgeordneten war ein verstärkter Kampf gegen den Klimawandel ein zentrales Thema. Überschwemmungen und Waldbrände hatten in der jüngsten Vergangenheit massive Schäden verursacht. Morrisons Regierung hatte sich hinter die Kohle-Branche gestellt.
Linksruck in Australien – Labor gewinnt Wahl
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