Freitag, November 22, 2024
StartNachrichtenÜberregulierung ist die wohl stärkste Innovationsbremse

Überregulierung ist die wohl stärkste Innovationsbremse

Michael Geike, CEO der Advanced Blockchain AG im Gespräch mit Fundscene.

Stell dich doch bitte kurz vor!

Mein Name ist Michael Geike, ich bin Gründer und Vorstand der Advanced Blockchain AG mit Hauptsitz in Berlin. Nach meinem Mathematik-Studium am Imperial College of London, war ich sechs Jahre lang als Vice President für das Investmentbanking von JP Morgan in London tätig. Dort habe ich mit Derivaten gehandelt und 2008 die Finanzkrise von der ersten Reihe aus erlebt.
So bitter das auch war, erhielt ich doch gerade dadurch einen besonderen Einblick in die Situation und die Zusammenhänge der globalen Finanzmärkte, wie diese Krise überhaupt entstehen konnte, welche Auswirkungen der Crash hatte und wie sich die Strukturen der globalen Märkte dadurch zukünftig verändern werden. Das hat den Grundstein für meinen weiteren beruflichen Werdegang gelegt.

Nach JP Morgan habe ich bei Zalando gearbeitet und dort drei Jahre lang ein Team von Datenwissenschaftlern und Mathematikern aufgebaut und geleitet. In dieser Zeit habe ich sehr viel Wissen über die Macht und das Potenzial von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen erworben.

Was hat euch bewogen Advanced Blockchain AG zu gründen?

Wir leben heute in einer Zeit, in der die Welt alle paar Monate mehr Informationen produziert als in der der gesamten Geschichte der Menschheit zuvor. Sich dieses Potenzial nutzbar zu machen war einer der Beweggründe aber letztendlich auch das Vertrauen darin und das Wissen, dass langfristig kein Industriezweig von der Blockchain „verschont“ bleiben wird. 

Ich beschäftige mich seit 2012 mit der Blockchain-Technologie, damals noch in erster Linie mit Bitcoin, für den ich von 2013 bis 2015 auch Mining betrieben habe. Die Entwicklung und Evolution der Blockchain, sowie die Entstehung von Smart Contracts über Ethereum, verfolge ich seitdem mit Spannung und Business. Damals war ich in Berlin, wo es viele Meet-Ups und Menschen gab, die sich schon früh mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

Das hat mir einen sehr tiefen Einblick in die Technologie gegeben, wodurch mir relativ schnell klar war, dass Smart Contracts und Ethereum eine legendäre Idee sind, mit denen dezentralisierte Anwendungen mit dem Potenzial, die Welt auf revolutionäre Weise nachhaltig zu verändern , realisiert werden können. Zugleich gab es aber immer das Problem der Skalierbarkeit, was letztendlich der Grund für die Firmengründung war. Denn es kamen weitere Technologien auf den Markt, wie IOTA. Dieses nutzt sogenannte DAGs, ein mathematisches Konzept, welches neue Skalierbarungsmöglichkeiten hervorgebracht hat, aber als solches gar keine Blockchain mehr ist, sondern eine andere Art von DLT, Distributed Ledger Technology.

Daher haben wir dieses neue Konzept genommen, um es mit Blockchain zu verknüpfen und dazu auch Smart Contracts zu ermöglichen, um Decentralized Applications damit entwickeln zu können. Daraus sind peaq und die Advanced Blockchain AG entstanden, deren erstes Produkt peaq sein sollte.

Wie bist du selbst das erste Mal mit Bitcoin und Co. in Verbindung gekommen?

Mit Bitcoin in Verbindung gekommen bin ich 2012, damals arbeitete ich noch bei Zalando. Robert Küfner rief mich an und meinte: „hier ist etwas das sich Bitcoin nennt, das solltest du dir mal anschauen“. Ich habe schnell festgestellt, dass diese Technologie sehr viele Dinge aus meiner Vergangenheit kombiniert. Auf der einen Seite war für mich, als Ex-Investmentbanker, eine neue Währung, die rein digital und dezentral aufgebaut ist, sehr spannend. Auf der anderen Seite begeisterte mich als Mathematiker auch der Aspekt des Konsens-Algorithmus sowie das Konzept der Dezentralität.

Bei meiner damaligen Arbeitsstelle habe ich mich bereits sehr viel mit Payment-Algorithmen, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen beschäftigt. Quasi alle meine bisherigen Tätigkeiten fanden sich in Bitcoin wieder, was das Thema für mich sofort sehr spannend machte. Glücklicherweise haben sich in Berlin, wo ich damals war, schon viele schlaue Köpfe intensiv zu so früher Zeit mit dem Thema beschäftigt. Das hat mir sofort signalisiert, dass hier etwas revolutionäres auf dem Vormarsch ist, dass mich stark begeistert hat. Mein erster direkter Kontakt mit Bitcoin kam dann aber tatsächlich über das Mining, das wir 2013 noch mit normalen Grafikkarten durchgeführt haben.

Was genau ist Advanced Blockchain AG?

Die Advanced Blockchain AG existiert, um dezentrale Blockchain-Ökonomien zu verbinden und zu gestalten. Wir sind ein börsennotierter Inkubator, Investor und Partner der Blockchain-Industrie. Unsere Mission ist es, das Wachstum, die Entdeckung und Schaffung innerhalb der globalen Blockchain-Industrie voranzutreiben, indem wir Projekte an der Spitze dieses aufregenden Feldes entwickeln und unterstützen.

In welchen Ländern seid Ihr aktiv?

Wir haben einen großen Fokus auf Europa, sind aber gerade im Decentralized Finance Bereich auch in den USA aktiv.

Mit welchen Coins arbeitet Ihr und warum diese?

Das ist schwierig zu beantworten, da gibt es eine endlos lange Liste von Coins mit denen wir arbeiten und in die wir investieren. Grundsätzlich investieren wir früh-phasig in Projekte die einen Unique Selling Point haben und eine Marktlücke im Decentralised Finance Markt füllen. Damit erwerben wir Token, die noch nicht gelistet sind und noch vor dem Marktstart stehen.

Wie steht Ihr zu dem Thema Regulierungen?

Das Thema Regulierung ist für agile Sektoren immer heikel und grundsätzlich sollte gelten: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Überregulierung ist die wohl stärkste Innovationsbremse und wäre für die Entwicklung der Blockchain tödlich. Natürlich muss ein gewisses Maß an Regulierung vorhanden sein, um Schaden von Nutzern abzuwenden und Finanzkriminalität zu verhindern. Und trotzdem muss es immer noch einen gesunden Raum für Innovation geben. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nicht die Regulierung bevorzugen, sondern eine stärkere Transparenz befürworten, zum Beispiel mit Blick auf die steuerliche Behandlung von Transaktionen. Der DeFi-Bereich braucht einen freien Raum für seine Entwicklung.

Was erwartet uns im Web 3.0?

Das, was das Internet in Bezug auf den Austausch, die Nutzung und Schnelligkeit von Informationen bewirkt hat, das wird das Web 3.0 mit Werten machen. So, wie wir heute E-Mails versenden, werden wir zukünftig Assets verschicken und als Wertpapiere einsetzen können. Im Web 3.0 werden wir ein hohes Maß an Automatisierung und Effizienz erfahren und eine florierende Machine-Economy haben, das heißt, dass der Mammut-Anteil an Finanztransaktionen maschinell und automatisiert laufen wird. Das wiederum führt zu einer starken Kostenreduktion, denn die maschinelle Kommunikation ist wesentlich günstiger und zudem erheblich schneller.

Erhebungen aus dem Bankenbereich in den USA belegen, dass Kreditverhandlungen, die normalerweise 30 Tage dauern, mittels Maschinen-Konfiguration auf eine Minute reduziert werden können. Wichtig ist die Basis der Technologie, denn diese ist Nichts anderes als eine verteilte Datenbank, deswegen können Prozesse auch so dermaßen beschleunigt werden. Inhalte und Berechtigungen sind geklärt – man muss nicht mehr auf die Suche von Analysedaten gehen, um eine Bewertung der Assets zu machen. Das geschieht automatisiert.

Was steht für 2022 auf der Agenda der Advanced Blockchain AG?

2022 wird für uns ein weiteres Jahr der Skalierung, wir werden neue Projekte im DeFi-Bereich inkubieren und unsere bisherigen Projekte weiter ausbauen und vergrößern. Zudem werden wir natürlich weiterwachsen und Personal einstellen. Allein 2021 haben wir nahezu 100 Angestellte rekrutiert. 2022 werden wir diese Wachstumsrate mit Sicherheit beibehalten und – wie bereits 2021 – weitere, spannende Investments im Token-Bereich tätigen. Wir planen, die dezentrale Ladestruktur mit einem großen Automobilhersteller weiter auszubauen, noch mehr in den NFT-Markt vorzudringen und uns stärker als bisher im Bereich Beratung aufzustellen.

Deine drei Buchtipps?

1. „Das Krypto-Jahrzehnt – Was seit dem ersten Bitcoin alles geschehen ist – und wie digitales Geld die Welt verändern wird“ von Robert Küfner
2. „Enlightenment Now: The Case for Reason, Science, Humanism, and Progress“ von Steven Pinker 
3. „Integral Life Practice: A 21st-Century Blueprint for Physical Health, Emotional Balance, Mental Clarity, and Spiritual Awakening” von Ken Wilber, Terry Patten, et al.

Mehr Informationen zu Advanced Blockchain
Wir bedanken uns bei Michael Geike für das Interview. Aussagen des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Anzeigen
- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!

Erhalte ab sofort alle wichtigen Nachrichten des Tages um 19 Uhr kostenlos per eMail in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.