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6. September 2022 Energie-Ticker

06. Sep – Es folgen Entwicklungen aus Politik und Wirtschaft rund um das Thema Energie und Energiesparen, das infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine immer wichtiger wird:

22.52 Uhr – Angesichts einer Rekordhitze in Teilen Kaliforniens haben Netzbetreiber die Bürger aufgerufen, insbesondere am späten Nachmittag Energie zu sparen. Von 16.00 bis 21.00 Uhr (Ortszeit) sollten möglichst keine Großgeräte angestellt werden, erklärt der California Independent System Operator. In dieser Zeit gehe die Stromerzeugung durch Solarenergie und Wasserkraft zurück, während insbesondere Klimaanlagen noch viel Energie ziehen. Im Laufe des Tages werden in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Sacramento nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes 46 Grad erwartet, ein Rekord.

21.51 Uhr – Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm kritisiert Wirtschaftsminister Robert Habecks Plan, Atomkraftwerke in Bereitschaft zu halten, aber nicht laufen zu lassen. Dies sei „eigentlich die schlechteste aller Lösungen“, sagt sie dem ZDF laut redaktioneller Fassung. Es entstünden die Kosten der Bereithaltung, da man das Personal bezahlen und die Versorger entschädigen müsse. „Aber es wird keine günstige Energie produziert, die ja einen positiven Einfluss auf den Strompreis hätte.“ Es sollten lieber die verfügbaren Kraftwerke an den Markt gebracht werden, um mit einem größeren Stromangebot den Preis zu drücken. „Das ist die kurzfristige Lösung, zumindest ein Teil der kurzfristigen Lösungen.“

15.45 Uhr – Frankreich nimmt im Grenzgebiet zu Rheinland-Pfalz eine stillgelegte Gas-Pipeline wieder in Betrieb. Die eigentlich für Lieferungen nach Frankreich gebaute Leitung soll zum Winter nun Gas nach Deutschland bringen, sagen französische Regierungsbeamte. Ingesamt können demnach über die Leitung bis zu zwei Prozent des deutschen Bedarfs geliefert werden. Am Montag hatten Deutschland und Frankreich sich auf Energie-Lieferungen in der Krise verständigt. Frankreich bekommt angesichts reparaturanfälliger AKW Strom aus Deutschland, umgekehrt soll Gas fließen.

13.39 Uhr – In Italien sollen Privaträume und Büros im Winter nur noch bis zu einer Höchsttemperatur von 19 Grad Celsius beheizt werden – ein Grad weniger als bislang die Richtlinien vorsahen. Nach den von der Regierung vorgestellten Plänen soll es künftig in Fabrikhallen nicht wärmer als 17 Grad werden. Zudem soll die tägliche Heizperiode um eine Stunde verkürzt werden. Italien hat vor Beginn der russischen Invasion der Ukraine rund 40 Prozent seiner Gasimporte aus Russland bezogen. Mit den neuen Maßnahmen sollen in der kühleren Jahreszeit zischen August und März 3,2 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden.

12.26 Uhr – Die Energiekrise in Europa wurde Russland zufolge von den USA ausgelöst. Die USA hätten die europäischen Staats- und Regierungschefs dazu gedrängt, ihre Verbindungen zu Russland bei Wirtschaft und Energie zu kappen, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa. Das sei schon lange das Ziel gewesen. „Es ist Selbstmord, aber da müssen sie wohl durch.“ Auf die Frage, was passieren muss, damit wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 fließt, sagt Sacharowa: „Ihr stellt mir Fragen, auf die selbst Kinder die Antwort wissen. Die, die es angefangen haben, müssen es beenden.“ Die USA und die EU werfen Russland bezüglich der Einstellung von Gaslieferungen Erpressung vor. Russland hat erklärt, der Westen habe durch seine Sanktionen gegen Russland die Energiekrise selbst heraufbeschworen. 

12.11 Uhr – Tschechien zufolge gibt es zwei Vorschläge, wie die Energiepreise in der EU gedeckelt werden können. Derzeit würden die Meinungen der Mitgliedsländer dazu eingeholt, sagt der tschechische Industrieminister Jozef Sikela der Nachrichtenagentur CTK zufolge. Die Optionen würden am Freitag bei dem EU-Treffen besprochen. Angedacht sei zum einen, den marktbestimmenden Preis von den Preisen der Gas-Kraftwerke zu entkoppeln. Zum anderen könnten Preise von günstigeren Produzenten wie Wind- und Solarwerken oder Atom- und Kohlekraftwerken gedeckelt werden. Tschechien hält derzeit die EU-Ratspräsidentschaft.

11.00 Uhr – Der Ton im Streit zwischen FDP und Grünen über die Zukunft der noch verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland wird schärfer. „Der einzige Grund, warum das Kernkraftwerk in Lingen im Emsland nicht auch in den Reservebetrieb geht, ist der linke Landesverband der Grünen in Niedersachsen“, schreibt FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle auf Twitter mit Blick auf die Landtagswahl am 9. Oktober. „(Bundeswirtschaftsminister Robert) Habeck muss sich gegen die Ideologen in seiner Partei durchsetzen und den Weiterbetrieb aller drei Anlagen ermöglichen.“

09.25 Uhr – Die französische Regierung sieht die heimischen Gasvorräte als ausreichend für den kommenden Winter an. Die Reserven seien bis zum Höchststand aufgestockt, sagt Energieministerin Agnes Pannier-Runacher dem Fernsehsender CNews. „Diese Menge entspricht 50 Prozent unseres Winterverbrauchs. Das heißt, wir haben die besten Voraussetzungen, durch den Winter zu kommen.“

08.15 Uhr – FDP-Fraktionschef Christian Dürr bekräftigt die Forderung seines Parteivorsitzenden Christian Lindner nach einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke und dem Kauf neuer Brennstäbe. „Wir brauchen mehr günstigen Strom“, sagt Dürr im ZDF. Es gebe explosionsartige Preissteigerungen beim Strom – teilweise eine Verzwanzigfachung. Deswegen wäre es richtig, die drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen. „Damit mehr Menge in den Markt kommt. Mehr Menge bedeutet sinkende Preise.“ Finanzminister Lindner hatte gefordert, die Laufzeit der drei Atomkraftwerke bis 2024 zu verlängern. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte angekündigt, das Werk in Niedersachsen wie geplant Ende 2022 abzuschalten und die beiden süddeutschen Reaktoren Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis Mitte April und damit über den Winter als Reserve zu nehmen.

08.18 Uhr – Der CDU-Politiker Thorsten Frei kritisiert die Entscheidung, zwei Atomkraftwerke in die Reserve zu nehmen. „Es dauert zwölf Tage, bis ein Reaktor hochgefahren wird“, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion. Die Atommeiler seien gar nicht für einen permanenten Standby-Modus und schnelle Reaktionszeiten bei Strommangel geeignet. Was Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgelegt habe, sei zudem nur ein technischer Stresstest für die Netze. „Aber es ist doch klar, dass wir Energieknappheit haben werden“, sagt Frei.

07.50 Uhr – CDU-Chef Friedrich Merz hält das geplante endgültige Abschalten von einem der drei noch laufenden Atomkraftwerke, dem Reaktor Emsland, für absurd. „Wir müssen nicht nur über die Netze und ihre Stabilität reden, wir müssen über die Stromerzeugungskapazitäten sprechen, und da hakt es an allen Ecken und Enden“, sagt Merz im Deutschlandfunk. „Überhaupt noch daran zu denken, Stromerzeugungskapazitäten, die wir in Deutschland haben stillzulegen, ist völlig absurd.“ Das sei ein Fehler, der sich bitter rächen werde. „Wenn wir in diesem Jahr nicht genug Stromerzeugungskapazitäten haben, und wir werden nicht genug haben, dann steuern wir zusätzlich auf eine schwere wirtschaftliche Rezession zu.“ Die Koalition lasse Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) machen, was er wolle. „Ich kann nur an den Bundeskanzler appellieren, diesen Irrsinn zu beenden.“ Habeck hatte angekündigt, dass die beiden süddeutschen Reaktoren Isar 2 und Neckarwestheim 2 noch bis Mitte April und damit über den Winter als Reserve dienen sollen. Ein sogenannter Stresstest in seinem Auftrag hatte ergeben, dass die AKW in Extrem-Situationen im Winter hilfreich sein könnten. Der dritte verbliebene Reaktor Emsland soll aber wie geplant Ende des Jahres abgeschaltet werden.

07.10 Uhr – Angesichts der starken Preissteigerungen auf den Energiemärkten hat der Schweizer Stromkonzern Axpo Holding um eine vorübergehende Liquiditätsunterstützung ersucht. Gestützt auf eine Notverordnung stellt die Regierung eigenen Angaben zufolge dem Unternehmen einen Kreditrahmen im Umfang von vier Milliarden Franken zur Verfügung. Damit wolle die Regierung verhindern, dass Axpo in Liquiditätsprobleme gerate, die im schlimmsten Fall die Energieversorgung des Landes gefährden könne.

04.54 Uhr – Die russische Gaspipeline Nord Stream 1 wird nach den Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Gazprom die Lieferungen nach Deutschland erst wieder aufnehmen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert hat. „Sie sollten Siemens fragen, sie müssen zuerst die Anlage reparieren“, sagt der Vize-Chef des russischen Staatskonzerns, Witali Markelow, als er am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok gefragt wurde, wann die Pipeline wieder Gas pumpen könne.

04.20 Uhr – Russland wird Energieminister Nikolai Schulginow zufolge auf Preisobergrenzen für russisches Öl reagieren, indem es mehr Öl nach Asien liefert. „Jede Maßnahme zur Auferlegung einer Preisobergrenze wird zu einem Defizit auf den eigenen Märkten führen und die Preisvolatilität erhöhen“, sagt er auf dem Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok vor Journalisten. Die Finanzminister der Vereinigten Staaten, Deutschlands, Italiens, Japans, Großbritanniens, Frankreichs und Kanadas gaben vergangene Woche grünes Licht für einen Preisdeckel für russisches Rohöl, um Moskaus Einnahmen als Reaktion auf die Invasion in der Ukraine zu bescheiden.

6. September 2022 Energie-Ticker

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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