27. Apr (Reuters) – Es folgt der Reuters-Blick zu wichtigen Entwicklungen aus der Unternehmenswelt über die Top-Themen des Tages hinaus:
KRAFT HEINZ – Bangalore: Höhere Produktpreise sowie eine anhaltende Nachfrage nach seinen verpackten Mahlzeiten und Würzmitteln stimmen den US-Lebensmittelhersteller optimistischer. Kraft Heinz rechnet nun für das Gesamtjahr 2022 mit einem organischen Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich, wie der Hersteller von Philadelphia-Streichkäse mitteilte. Bislang war ein Anstieg im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt worden. Die Prognose für den Jahres-Kerngewinn bleibt allerdings unverändert. Der Umsatz sank im Auftaktquartal (per 26. März) auf 6,05 Milliarden Dollar von 6,39 Milliarden im Vorjahr, er lag jedoch über den Schätzungen der Analysten. Die Hersteller von verpackten Lebensmitteln wie Kraft Heinz oder dessen Rivale Campbell Soup profitieren nach wie vor vom Appetit der Verbraucher auf ihre Fertiggerichte und Soßen, die während der Corona-Lockdowns an Beliebtheit gewannen.
HARLEY DAVIDSON- Bangalore: Der Kult-Motorrad-Hersteller erfreut sich zwar einer wachsenden Nachfrage nach seinen Harley-Davidson-Produkten. Gestörte Lieferketten und steigende Kosten belasteten jedoch zum Jahresauftakt das Ergebnis. Der Nettogewinn sank im ersten Quartal auf 223 (Vorjahr: 259) Millionen Dollar, wie Harley Davidson mitteilte. Der Umsatz kletterte dagegen um fünf Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar.
WIENERBERGER – Wien: Der Ziegelhersteller sieht sich von den russischen Gaslieferstopps in Bulgarien und Polen nicht betroffen. In allen europäischen Werken laufe die Produktion kontinuierlich weiter, teilte das Unternehmen mit. Wienerberger sei dank seiner Energiebeschaffungspolitik gut auf eine solche Situation vorbereitet, erklärte der Konzern. Man habe bereits rund 90 Prozent des im laufenden Jahr benötigten Gases eingekauft. Zudem verfüge der Konzern über Krisenpläne in den jeweiligen Ländern und sei mit Regierungen und lokalen Planstellen in Kontakt.
TWITTER – Düsseldorf: EU-Kommissarin Margrethe Vestager hat sich über den angekündigten Besitzer-Wechsel beim Kurznachrichtendienst unkritisch geäußert. „Mir ist es letztlich egal, wem die Plattform gehört, solange sich derjenige an die Regeln hält“, sagte sie der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Problematisch würde es erst, wenn Elon Musk mehrere soziale Netzwerke kaufen sollte.“ Der reichste Mann der Welt und Chef des Elektroautobauers Tesla, Elon Musk, will für 44 Milliarden Dollar Twitter übernehmen. Am Montagabend stimmte das weltweit bekannte Unternehmen mit mehr als 217 Millionen Nutzern der Kaufofferte zu. Nun müssen noch die Aktionäre den Deal absegnen.
WPP – London: Die anhaltend starke Kundennachfrage stimmt den weltgrößten Werbekonzern zuversichtlicher. Für das Gesamtjahr rechnet WPP nun mit einem Wachstum des flächenbereinigten Nettoumsatzes abzüglich weitergegebener Kosten von 5,5 bis 6,5 Prozent statt der bislang in Aussicht gestellten fünf Prozent. Diese Kennzahl kletterte im ersten Quartal um 9,5 Prozent. Der britische Konzern, zu dem die Werbeagenturen Ogilvy, Grey und GroupM gehören, erklärte, dass Kunden angesichts des wachsenden Drucks auf die Verbraucherbudgets zwar vorsichtig seien, ihre Werbeausgaben jedoch nicht gekürzt hätten. WPP nannte etwa Coca-Cola als Beispiel. Die rasch steigende Inflation könnte sich auch positiv auf die Werbebudgets auswirken: Unternehmen weltweit werden voraussichtlich neue Marketingkampagnen lancieren müssen, um ihre Preiserhöhungen zu rechtfertigen.
LONDON STOCK EXCHANGE – London: Der Betreiber der Londoner Börse hat trotz des Stopps des Russland-Geschäfts zum Jahresauftakt mehr verdient. Die London Stock Exchange Group (LSEG) steigerte den Betriebsgewinn um 6,4 Prozent auf 1,59 Milliarden Pfund, wie der Konkurrent der Deutschen Börse mitteilte. Die Erlöse legten um 6,3 Prozent zu. Die LSE sei auf Kurs, alle Finanzziele zu erreichen. Die LSE ist nach dem 27 Milliarden Dollar schweren Kauf des Datenanbieters Refinitiv der weltweit zweitgrößte Anbieter von Börsendaten hinter Bloomberg. LSEG vertreibt auch Nachrichten und Kommentare von Reuters als Teil seiner Produkte. Thomson Reuters, die Muttergesellschaft der Nachrichtenagentur Reuters, hält eine Minderheitsbeteiligung an der LSE, nachdem die Börse Refinitiv von ihr gekauft hatte.
Die LSE hatte nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine den Handel mit allen an der Londoner Börse gelisteten russischen Wertpapieren eingestellt. Außerdem setzte die Börse alle Produkte und Dienstleistungen für Kunden in Russland aus und stoppte die Verbreitung von Nachrichten und Kommentaren in dem Land.
SK HYNIX – Seoul: Der weltweit zweitgrößte Speicherchiphersteller hat im ersten Quartal dank einer starken Nachfrage nach Server-Chips seinen Betriebsgewinn mehr als verdoppelt. Die Südkoreaner steigerten den Betriebsgewinn auf 2,9 Billionen Won (rund 2,16 Milliarden Euro) nach 1,3 Billionen im Vorjahr, teilte das Unternehmen mit. Der Konzern geht davon aus, dass die solide Nachfrage nach Server-Chips das schwächere Wachstum im Bereich Mobiltelefone und PCs ausgleicht. „Die IT-Ausgabenpläne der Unternehmen sind solide und steigen sogar leicht an“, sagte Marketing-Chef Kevin Noh. Der Lockdown in China sei der größte Risikofaktor bei der Nachfrage nach Chips für Mobiltelefone und PCs, jedoch erwarte die Firma auch dort eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte.
DMG – Düsseldorf: Europas größter Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori hat trotz des Ukraine-Krieges und des Lockdowns in China zum Jahresauftakt Rekordwerte beim Auftragseingang und operativen Ergebnis verbucht. „Erstmals haben wir eine zweistellige Ebit-Marge erreicht“, sagte Konzernchef Christian Thönes der Nachrichtenagentur Reuters. Das sei dem konsequenten Kostenmanagement geschuldet. Zudem könne DMG den Lieferengpässen trotzen. Angesichts des lange bewährten Netzwerkes zu Partnern und Lieferanten habe DMG die Materialversorgung in den Werken sicherstellen können, die eine „hohe Auslastung“ hätten. Thönes bestätigte die Jahresziele, die einen Auftragseingang von rund 2,5 Milliarden Euro vorsehen, einen Umsatz von rund 2,3 Milliarden und ein operatives Ergebnis (Ebit) von rund 180 Millionen.
Im ersten Quartal verbuchte der Konzern bei einem Umsatzplus von 33 Prozent auf 561,0 Millionen Euro einen Anstieg des Ebit auf knapp 66 (Vorjahr: 11,8) Millionen Euro. Die Ebit-Marge schnellte auf 10,0 (2,8) Prozent. Der Auftragseingang legte um 46 Prozent auf 861,6 Millionen Euro zu.
BECHTLE – München: Das IT-Systemhaus hat im ersten Quartal fast ein Fünftel mehr verdient. Der Gewinn vor Steuern habe bei rund 73 (2021: 61) Millionen Euro gelegen, teilte Bechtle mit. Von Bechtle befragte Analysten hätten demgegenüber im Schnitt nur mit 64 Millionen gerechnet. In diesem Jahr seien Sondereffekte weitgehend ausgeblieben, die das erste Quartal 2021 belastet hatten. Der Umsatz sei trotz der anhaltenden Lieferengpässe um sieben Prozent auf 1,38 Milliarden Euro gestiegen. Die Umsatzrendite vor Steuern liege damit bei 5,3 Prozent. Im März hatte Vorstandschef Thomas Olemotz für 2022 einen Gewinn- und Umsatzanstieg um fünf bis zehn Prozent und eine stabile Umsatzrendite von sechs Prozent in Aussicht gestellt.
GLAXOSMITHKLINE – London: Der britische Pharmakonzern hat dank guter Geschäfte im ersten Quartal deutlich zugelegt. Der Umsatz stieg um 32 Prozent auf 9,8 Milliarden Pfund, wie GSK mitteilte. Dabei fuhr das Unternehmen alleine mit seinem Corona-Antikörpermedikament Xevudy einen Umsatz von 1,3 Milliarden Pfund ein, mehr als Analysten erwartet hatten. Kräftige Zuwächse verbuchte GSK zudem im Geschäft mit Impfstoffen, vor allem mit seinem Gürtelrose-Vakzin Shingrix. Für 2022 bekräftigte der Konzern seine Prognose und sieht sich auf Kurs zur Abspaltung seines Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten, die im Juli geplant ist.
SCHNEIDER ELECTRIC – Danzig: Der französische Elektrotechnik-Konzern wird sich im Zuge eines Management-Buy-Outs von seinen Geschäften in Russland und Belarus trennen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde mit den Käufern unterzeichnet. Das bedeute den fast völligen Rückzug aus der Region und nur wenige nicht konsolidierte Vermögenswerte seien nicht Teil des Deals, hieß es. Der Vorstand kündigte Abschreibungen von bis zu 300 Millionen Euro an. Die Gruppe beschäftigt 3500 Mitarbeiter in Russland und Belarus. Der dort erwirtschaftete Umsatz macht Firmenangaben zufolge zwei Prozent vom Gesamtvolumen aus.
GENERALI – Mailand: Die Unternehmerfamilie Benetton will auf der Hauptversammlung am Freitag einem Bericht zufolge gegen den bisherigen Vorstandschef Philippe Donnet stimmen. Die Familie, die knapp vier Prozent an dem italienischen Versicherungskonzern hält, habe einstimmig beschlossen, die Kandidatenliste des oppositionellen Großaktionärs Francesco Caltagirone für den Generali-Verwaltungsrat zu unterstützen, berichtet die Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ unter Berufung auf Finanzkreise. Ein Sprecher der Familie wollte sich nicht dazu äußern. Caltagirone will den Franzosen Donnet durch den – inzwischen suspendierten – Osteuropa-Vorstand Luciano Cirina ersetzen. Donnet hat den Rückhalt von Großaktionär Mediobanca. Zahlreiche institutionelle Investoren haben sich ebenfalls für eine dritte Amtszeit Donnets ausgesprochen.
STMICROELECTRONICS- Paris: Der französisch-italienische Chiphersteller hat zum Jahresauftakt von der hohen Nachfrage profitiert und besser abgeschnitten als erwartet. Bei einem Umsatzplus von 17,6 Prozent auf 3,54 Milliarden Dollar verdoppelte sich das operative Ergebnis knapp auf 877 Millionen Dollar. Die Brutto-Marge erreichte 46,7 (Vorjahr: 39,0) Prozent. Das verwässerte Ergebis je Aktie lag bei 0,79 (0,39) Dollar und damit über den Schätzungen von 0,71 Dollar. Der Vorstand erwartete 2022 unverändert einen Anstieg des Umsatzes um bis zu 20 Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Dollar.
ATOS – Paris: Die französische IT-Firma verlagert wegen der russischen Invasion der Ukraine ihre bisher aus Russland erfolgten Dienstleistungen in andere Länder. Dazu gehörten Indien und Russland, teilte Atos mit. Im ersten Quartal stieg der Umsatz des Konzerns um rund zwei Prozent auf 2,75 Milliarden Euro. Der neue Firmenchef Rodolphe Belmer wertete dies als „ermutigende Zeichen“. Erst im März hatte Atos mit einem verhaltenen Ausblick auf das laufende Jahr die Aktie auf ein Zehn-Jahres-Tief geschickt.
DIC ASSET – Düsseldorf: Der Gewerbeimmobilien-Investor wird seinen Aktionären eine um fünf Cent auf 0,75 Euro angehobene Dividende zahlen. Dabei haben die Anteilseigner die Wahlmöglichkeit, sich das Geld ausschütten oder in Form neuer Aktien ausgeben zu lassen. Die Annahmequote lag Firmenangaben zufolge bei 40,54 (Vorjahr: 47,27) Prozent, so dass am 4. Mai insgesamt rund 1,3 Millionen neue Aktien für den Handel im Regulierten Markt zugelassen werden.
LG DISPLAY- Seoul: Der südkoreanische Display-Hersteller leidet unter der gesunkenen Nachfrage nach Fernsehern, Smartphones und Laptops, die zu einem Preissturz bei Bildschirmen geführt haben. Der Betriebsgewinn fiel von Januar bis März um 93 Prozent auf 38 Milliarden Won (umgerechnet 28,3 Millionen Euro), wie der Apple Zulieferer mitteilte. Das ist das niedrigste Quartalsergebnis seit Mitte 2020 und liegt unter den Erwartungen von Analysten. Der Umsatz ging um sechs Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zurück. LG Display setzten auch Probleme durch die chinesische Corona-Politik mit Ausgangssperren und Lieferschwierigkeiten zu.
SOFTWARE AG – Berlin: Bei Deutschlands zweitgrößtem Softwarekonzern hinter SAP trägt der Konzernumbau Früchte. Der Umsatz kletterte im ersten Quartal währungsbereinigt um acht Prozent auf 206 Millionen Euro, wie das Darmstädter Unternehmen mitteilte. Das Betriebsergebnis (Ebit) verdoppelte sich auf 30 Millionen Euro. Die Software AG bestätigte ihren mittelfristigen Ausblick, wonach bis 2023 die Umsatzmilliarde geknackt werden und die operative Ergebnismarge (Ebita) zwischen 25 und 30 Prozent liegen soll. Im ersten Quartal stieg diese schon mal auf 19,9 (VJ 13,4) Prozent. Um das Wachstum anzuschieben, hat die Software AG auch den US-amerikanischen Datenintegrationsspezialisten StreamSets übernommen.
DWS – Düsseldorf: Die Deutsche-Bank DBK-Fondstochter hat zum Jahresauftakt mehr verdient. Mit einem Anstieg des bereinigten Vorsteuergewinns um zwölf Prozent auf 279 Millionen Euro erreichte die Investmentfirma das zweithöchste jemals in einem Quartal erreichte Ergebnis. Die Erträge legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf 689 Millionen Euro zu. Der Vorstand bekräftigte seine Jahresziele. Früheren Angaben zufolge stellt sich das Unternehmen in einem herausfordernden Marktumfeld darauf ein, dass sich die zuletzt vom Börsenboom stark gestiegenen Performance- und Transaktionsgebühren „normalisieren“ werden.
ROBINHOOD – Bangalore: Die bei jungen Kleinanlegern beliebte US-Handelsplattform muss nach dem schnellen Wachstum im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge etwa neun Prozent ihrer Vollzeitbeschäftigten entlassen. Das schnelle Wachstum der Mitarbeiterzahl habe zu einigen doppelten Rollen und Job-Funktionen geführt, teilte das Unternehmen mit. Zum 31. Dezember verzeichnete das Unternehmen insgesamt 3800 Mitarbeiter. Die Aktie büßte im erweiterten Handel fünf Prozent ein. Robinhood wurde im Rahmen der Kurskapriolen beim US-Videospielehändler GameStopbekannt. Viele Kleinanleger hatten die App für ihre Spekulationsgeschäfte mit Kryptowährungen genutzt.
27.April 2022 Marktentwicklungen
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